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Die Brenz Band nimmt China im Sturm

2011-11-12

Überwältigend: Das ist ein treffendes Wort für das, was die Musiker der Ludwigsburger Brenz Band gerade in China erleben. Denn egal, wo die behinderten Musiker auf ihrer Tour spielen, sie lösen Begeisterung aus. Ihr „schwäbischer Cajun" geht wie in ihrer Heimat auch den Chinesen unter die Haut.

Es gibt eine Frage, die die 15 Musiker der Brenz Band seit ihrer Ankunft in China am 29.Oktober ständig beantworten müssen: „When will you come back?" – Wann kommt ihr wieder zu uns? Jeden Tag berichtet Peter Sömmer, der die Unesco-Künstler begleitet, von ihrer Tour durch China. Und jeden Tag wächst die Begeisterung des Scala-Kulturmachers für die Herzlichkeit und Wärme der Menschen dort, die die Brenz Band mit offenen Armen aufnehmen: „Sie machen mit, sie singen, sie umarmen und fotografieren, was das Zeug hält."

                            

„Wir spielen euch in Grund und Boden" – das Motto der Brenz Band schlägt auch in China voll ein. Seit 34 Jahren existiert die Band, etwa die Hälfte der 15 Musiker ist geistig behindert, und gespielt haben sie schon im Libanon, der Schweiz, Polen, der Ukraine, Slowakei und in Tschechien. Und jetzt nehmen sie Peking und die Hafenstädte Qingdao und Shanghai im Sturm. 2005 ernannte die UN-Kulturorganisation Unesco sie zu „Künstlern für den Frieden". Organisiert wurde die Tour von der Peter Jochimsen Stiftung.
Was die Musiker besonders begeistert: „Wer hat gesagt, gegenüber behinderten Menschen gebe es in China Berührungsängste? Quatsch." Im Gegenteil, sagt Sömmer, alle seien „leicht betäubt von dieser Gastfreundschaft". Die Organisation, das Essen, die Unterbringung im Hotel, sehr aufmerksame Gastgeber: Die Brenz Band fühlt sich wohl, die Eindrücke nehmen alle gefangen, beispielsweise der Geruch des Meeres, als sie in Qingdao ankommen: „Mmmmh, riecht es!"

                           
Bereits am Tag ihrer Ankunft spielte die Brenz Band in der Graduate University of the Chinese Academy of Sciences in Peking, vor 1000 Menschen. Eigens für die China-Tournee haben die Musiker das chinesische Volkslied „Jasmin" einstudiert, an dem Abend führten sie es gemeinsam mit den Studentinnen des Hochschulchors auf. Und lösten wahre Begeisterungsstürme aus. „Die Reaktionen waren so emotional", sagt Sömmer immer noch erstaunt.

                                
Und auch die Chinesische Mauer, „Lange Mauer" genannt, haben die Ludwigsburger erklommen. Es wimmelte von Touristen, erzählt Sömmer, und dann legte die Brenz Band los. Sein Tagebuch dokumentiert: „So viele Fotos für und mit so vielen Freunden des Augenblicks begeistert alle." Und die Begeisterung trägt sie auch durch ihr Mammutprogramm, denn am selben Abend spielten sie an der Kunstakademie von Zentralchina. Auch dort dasselbe Bild: Im ausverkauften Saal stehen den Menschen Tränen in den Augen, es gibt viele Umarmungen, viele Begegnungen. „Auf beiden Seiten die Berührung, welche nur Musik und gemeinsames glückliches Treiben erlaubt."
Und so kann es auch sein, dass die Begeisterung so mitreißend ist, dass die Musiker ihren straffen Zeitplan vernachlässigen. Nach einem Konzert in der Deutschen Botschaft in Peking am Montag, zu dem auch nicht-offizielle Organisationen geladen sind, waren die Diskussionen um eine neue Welt so fesselnd, dass die Verbotene Stadt für diesen Abend vom Programm gestrichen wird. „Für einen Besuch der chinesischen Oper am Abend reichten die Kräfte gerade noch", berichtet Peter Sömmer.
Faszinierend an dem Abend war auch, dass von chinesischer Seite eine blinde Sängerin, ein blinder Saxofonist und eine gehörlose Tänzerin auftraten. „Alle erlebten zusammen ein Fest der Gemeinsamkeit von Kulturen, Musik und Tanz von behinderten und nicht-behinderten Menschen."

                         
Das Gefühl wird in China geteilt. Die Band helfe, sagte eine Besucherin laut der Pekinger Global Times, „das Befremden zwischen Menschen zu zerstreuen". Der Titel: „Die Band verbreitet guten Willen in China." Und mit ihren Auftritten stoßen sie auch eine politische Diskussion an, denn in China werden Behinderte häufig versteckt.
Ins Leben gerufen hat die Band 1977 der Sonderschullehrer Horst Tögel, der natürlich mitspielt. Der Name stammt von der Straße, in der die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung zu Hause ist. Noch haben sie ein paar Tage in China vor sich, doch Sömmer ist schon klar: „Eines ist gewiss: Die Brenz Band kann wiederkommen und würde dann vor einem Publikum mit 10 000 Menschen spielen. Wir müssen uns um chinesische Freunde keine Sorgen mehr machen." Die Unesco hatte recht: Es sind Künstler des Friedens.

(Quelle:Ludwigburger Kreiszeitung)

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