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Deutschland und China bilden Weltwirtschafts-Achse

2010-08-10
 

Befeuert wird dieser furiose Aufwärtstrend vor allem vom Export, und hier wiederum ist es China, das für einen Großteil des Wachstums verantwortlich ist. „Die Exportfirmen berichten, dass sich die Gewichte in vielen Bereichen drastisch verschieben“, sagt Alexander Koch, Volkswirt bei der Unicredit. Zwar sind die Euro-Länder nach wie vor die wichtigsten Zielländer für die deutschen Ausfuhren. Doch im Vergleich zur Zeit vor der Finanzkrise ist ihr Anteil um fast 2,5 Prozentpunkte geschrumpft. Und diese Stelle füllt nun China aus.

Das imposanteste Beispiel sind die Autobauer. Um grandiose 170 Prozent legten die Exporte dieser Branche nach China in diesem Jahr zu. Die Chinesen kaufen so viele Autos wie nie zuvor – und verlangen häufig nach deutschen Marken, die im Reich der Mitte einen erstklassigen Ruf haben. VW-Chef Martin Winterkorn spricht daher schon von „den beiden Heimatmärkten Deutschland und China“.

Und Autos sind nur ein Beispiel. Die beiden Länder gehen eine immer stärkere Symbiose ein. Chinas Wirtschaft wächst in schnellen Schritten und Deutschland liefert genau jene Maschinen und Güter, die das Land für sein Wachstum braucht. China und Deutschland bilden so die neue Wachstumsachse der Weltwirtschaft.

Lange Zeit bestand diese Achse aus den USA und China. China stellte die Güter her, die die Amerikaner brauchten, und diese kauften sie – allerdings auf Kredit. Im Gegenzug für ihre Produkte erhielten die Chinesen daher vor allem Schuldscheine in Form von US-Staatsanleihen. Dieses scheinbare Erfolgsmodell ist mit der Finanzkrise zerbrochen. Die neue Achse zwischen Deutschland und China hat dagegen den Vorteil, dass hier zwei Länder zusammenarbeiten, die finanziell stabil dastehen, und beide tauschen reale Produkte aus.

Dennoch ist natürlich auch dieses Modell nicht ohne Risiko. Die Gefahren liegen dabei aber vor allem in China. Zum einen droht dort eine Immobilienblase zu platzen. Zum anderen haben die regionalen Behörden in den vergangenen zwei Jahren Unsummen an Krediten aufgenommen, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Es steht zu befürchten, dass eine Reihe dieser Darlehen nicht zurückgezahlt werden kann. Beides könnte die Banken in Mitleidenschaft ziehen – die USA haben es vorgemacht.

Allerdings wurden die meisten Kredite an Behörden von der Chinese Development Bank vergeben, einer Bank im Besitz der Zentralregierung. Die börsennotierten Banken sind weniger involviert. Und selbst wo diese betroffen sind, dürfte die Zentralregierung ebenfalls letztlich einspringen, so wie auch die US-Regierung die Banken am Ende stützte. Der entscheidende Unterschied ist: Peking hat riesige Summen auf der hohen Kante und auf gesamtstaatlicher Ebene kein Schuldenproblem.

Die einzige wirkliche Gefahr besteht darin, dass sich das Wachstum Chinas deutlich abschwächt. Dies ist sogar sehr wahrscheinlich – die Notenbank warnte erst am Donnerstag, dass das Wachstum allmählich zurückgehen werde. Dies wird jedoch von der Regierung bewusst angestrebt, um eine Überhitzung zu verhindern. Der chinesische Aktienmarkt hat dies ebenfalls bereits vorweggenommen.

Künftig dürfte die Wirtschaft daher nur noch um acht bis neun Prozent pro Jahr wachsen. Das ist deutlich weniger als zuletzt, aber es sind immer noch enorme Zuwachsraten. Zudem ist die wirtschaftliche Gesamtleistung inzwischen auf einem deutlich höheren Niveau angekommen. Daher wäre der absolute Zuwachs künftig dennoch größer als vor einigen Jahren, und dies ist letztlich entscheidend für die Aussichten der deutschen Exporteure.

(Quelle: Die Welt, 7.8.2010)

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