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Chinesische Emittenten mögen die Deutsche Börse

2010-08-20

  Von Christian Hiller von Gaertringen

Für mittlerweile 23 Aktien aus China ist Frankfurt die Heimatbörse - gerade erst hat der Modehersteller Kinghero beispielsweise seine erfolgreich plaziert. Das ist für die Deutsche Börse nicht nur ein Lob, sondern auch ein sich lohnendes Geschäftsfeld.

Frankfurt, 6. August. Rund 8800 Kilometer Luftlinie ist die chinesische Wirtschaftsmetropole Schanghai von Frankfurt entfernt. Doch für deutsche Anleger liegt China gleich um die Ecke. 486 chinesische Aktien werden an der Frankfurter Börse gehandelt. Und seit dem gestrigen Freitag ist es eine mehr. Da ging das Modeunternehmen Kinghero AG an den deutschen Kapitalmarkt. 875.000 neue Aktien plus eine Mehrzuteilungsoption von 125.000 weiteren Aktien wurden zum Ausgabepreis von 15 Euro je Aktie plaziert. Das bringt einen Erlös von 15 Millionen Euro. In der Spitze stieg der Kurs auf 15,24 Euro. Bei Handelsschluss lag er bei einem Umsatz von 1,8 Millionen Euro auf dem Parkett bei 15,05 Euro.

„Das ist schon unser 23. Listing aus China", freute sich Alexander Graf von Preysing, der bei der Deutschen Börse seit vier Jahren den chinesischen Markt betreut. Preysing zählt etwas anders als deutsche Privatanleger: Die überwiegend große Zahl chinesischer Aktien werden in Frankfurt als Zweitnotiz gehandelt. Ihre Heimatbörse kann in Hongkong, New York oder an jedem anderen Ort auf der Welt liegen. Darunter finden sich fast alle gängigen Titel wie Petrochina, China Telecom oder Geely, der Autohersteller, der gerade Volvo übernommen hat. Bei diesen Titeln übernimmt ein Frankfurter Wertpapierhändler zwar den Handel, was Privatanlegern viele Vorteile bringt. Doch das kursbestimmende Geschehen findet weiter an der Heimatbörse statt.

Preysing schaut auf anderes: Für mittlerweile 23 Aktien aus China ist Frankfurt die Heimatbörse. Und das ist für die Deutsche Börse nicht nur ein freundliches Lob, sondern auch ein Geschäftsfeld, das sich lohnt. „Das Interesse ist weiterhin sehr groß", sagt Preysing und verweist auf ein Netzwerk aus gut 40 Partnern in China, die Börsenaspiranten den Weg nach Frankfurt weisen sollen.

„Die Deutsche Börse hat sehr großes Renommee in China", sagt Xiaoping Zhao-Moll, die für die Investors Relations von Kinghero zuständig ist. „Eine Börsennotiz in Deutschland wirkt sich positiv auf unsere Marke in China aus." Zudem dauert ein Börsengang dort mitunter lange. Ein Unternehmen muss zum Teil Jahre warten, bis die Behörden grünes Licht geben. „Wir wollten die Entscheidung selbst in die Hand nehmen."

Allerdings musste Kinghero für das Listing an der Frankfurter Börse eigens eine deutsche Aktiengesellschaft mit Sitz in München gründen. Diese ist Eigentümerin des chinesischen Unternehmens, und deren Aktien werden nun an der Börse Frankfurt gehandelt. Mit diesen Titeln sollen chinesische Anleger auch möglichst nicht in Berührung kommen: „Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind nicht zur Weitergabe an die USA, Kanada, Australien, China oder Japan bestimmt", lautet ein Warnhinweis unter der Mitteilung über den Börsengang.

Allerdings steht die Deutsche Börse in einem harten Wettbewerb. „Wir haben uns die Börse Hongkong angeschaut, aber auch den AIM in London", sagt Zhao-Moll. Der AIM ist der Alternative Investment Market, ein 1995 entstandenes Segment der Börse London für kleine, wachstumsstarke Unternehmen. Im Gegensatz zum Entry Standard der Frankfurter Börse, den Kinghero gewählt hat, gelten die Gebühren für eine Neuemission am AIM jedoch als ausgesprochen hoch. Auch die New Yorker Börsen umwerben chinesische Kandidaten. Besonders aktiv sind die Technologiebörse Nasdaq und die New York Stock Exchange (Nyse).

In Frankfurt haben vor allem die vielen kleineren Wertpapierhandelsbanken das Geschäft mit Aktienemissionen für sich entdeckt. In der Vergangenheit gingen viele mittelständische Unternehmen an die Börse und nahmen den Emissionserlös mit, ohne sich weiter um die Kommunikation mit den Anlegern zu kümmern. Das soll sich ändern. „Wir schauen uns sehr genau an, ob ein Börsenkandidat bereit ist, sich langfristig zu verpflichten", sagt ein Sprecher der Bank M, die mit dem Börsengang von Kinghero mehr Glück hatte als mit der vor kurzem abgesagten Emission von Chamartín Meermann Immobilien.

Im Juli 2007 kam die erste chinesische Aktie in den Prime Standard der Frankfurter Börse. Zhongde Waste machte damals den Anfang. Es folgten Unternehmen wie Asian Bamboo, Joyou, Vtion Wireless oder Cheung Wing und Gongyou Machines. Die Kandidaten werden zudem mutiger: Der Armaturenhersteller Joyou brachte es in diesem Jahr auf ein Emissionsvolumen von 105 Millionen Euro.

(Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2010)

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