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Was China mit seinem Geld in Deutschland anstellt

2010-09-03
 
Von I. Grabitz und L. Sogorski

"Made in Germany", finanziert aus Asien. Dieses Modell wird offenbar immer beliebter.

Schon länger verfolgt der chinesische Konzern Sany Heavy Industry das Ziel, selbst einmal Qualität "made in Germany" zu produzieren. Bereits vor drei Jahren sorgte der Hersteller von Baumaschinen und Weltmarktführer von Auto-Betonpumpen für Furore im Rheinland. Damals wurde bekannt, dass das Unternehmen aus Fernost ausgerechnet in Bedburg, einem 25.000 Einwohner zählenden Ort nahe Köln, seine Europazentrale aufbauen wollte. Geht es nach Geschäftsführer Daniel He, sollen dort die Produkte nach deutschen Sicherheitsstandards veredelt werden. He hofft, Sany dank des Labels "made in Germany" weiter auf dem europäischen Markt etablieren zu können.

  Sany ist nur eines von etlichen chinesischen Unternehmen, die ihr Faible für Deutschland entdeckt haben. Während Firmen aus aller Welt seit Jahren in China investieren, um dort vom rasanten Wirtschaftswachstum der Volksrepublik zu profitieren, gibt es inzwischen eine spürbare Gegenbewegung: "Wir beobachten seit Jahren eine steigende Aktivität der Chinesen auf den internationalen Märkten", sagt Edward Tse, Chef für Greater China bei der Strategieberatung Booz & Company. Auf der Suche nach technologischem Know-how, nach einer größeren Nähe zu Kunden in anderen Erdteilen oder nach Rohstoffen hätten die Chinesen inzwischen verstärkt westeuropäische Länder ins Visier genommen - wie auch den amerikanischen Kontinent und Afrika.

Deutschland rücke seit zwei Jahren immer weiter nach oben auf der Wunschliste chinesischer Investoren, sagt Zhaoxia Chen, Beraterin bei der Anwaltskanzlei Simmons & Simmons. Neben staatlichen Unternehmen drängen inzwischen auch vermehrt große Privatunternehmen darauf, hier eine Tochtergesellschaft zu gründen, sich an hiesigen Unternehmen zu beteiligen oder sie sogar komplett aufzukaufen.

Erstmals hatten 2005 zwei große chinesische Übernahmen hierzulande für Schlagzeilen gesorgt. Der staatliche chinesische Maschinenbauer Beijing No.1 Machine Tool kaufte den deutschen Konkurrenten Waldrich Coburg. Zudem verkaufte der Autozulieferer Schaeffler 94 Prozent seiner Anteile am Industrienähmaschinenhersteller Dürkopp Adler an die SGSB-Gruppe aus Shanghai. Eine der größten chinesischen Beteiligungen an einem deutschen Unternehmen brachte 2008 der weltweit größte Containerhersteller CIMC zuwege, indem er sich zu 60 Prozent bei dem Bonner Ingenieurunternehmen TGE Marine Gas Engineering einkaufte.

Wie viel die Chinesen insgesamt in Deutschland investiert haben, ist dabei schwer zu beziffern. Germany Trade & Invest, die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing, liefert zumindest genaue Zahlen zu den Neugründungen: Demnach flossen 2008 insgesamt 537 Millionen Euro in sogenannte Greenfield Investments, ein Drittel mehr als noch ein Jahr zuvor. Dabei zieht Hamburg mit einem Volumen von 210 Millionen Euro die meisten Investoren an, gefolgt von Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Die neue Konkurrenz, die manchem hierzulande Furcht einflößt, wird von vielen Mittelständlern dagegen mit offenen Armen empfangen. So hoffen gerade Chefs kleiner und mittelgroßer Firmen, die keinen Nachfolger in der eigenen Familie finden, ihrer Firma dank eines chinesischen Investors große Zukunftschancen zu verschaffen.

Dabei ist ein Markteintritt für die Chinesen nicht immer ganz einfach. Dem Vernehmen nach hatte Sany anfangs große Probleme, ausreichend gute Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Inzwischen gibt der Konzern jedoch Entwarnung: "Zwischenzeitlich wurden qualifizierte Mitarbeiter gefunden, die den Auf- und Ausbau auf den Weg bringen."

(Quelle:29.08.2010,Welt online)

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