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China wird zur Patentfabrik

2010-10-14
China meldete Patente in Rekordzahl an, während westliche Staaten schwächeln. Immer mehr Innovationszweige verlagern sich nach China.
Huawei macht sich derzeit am europäischen Handymarkt breit – wenn auch über einen Umweg. Das chinesische Technologieunternehmen beliefert die Deutsche Telekom und Vodafone mit eigenproduzierten Handys. Die Hoffnung der Chinesen: Irgendwann mal mit einer eigenen Marke erfolgreich sein.

In absehbarer Zeit wird diese Bescheidenheit nicht mehr nötig sein. Der chinesische Technologieriese ist der zweitgrößten Patentanmelder der Welt, noch vor dem deutschen Spitzenreiter Bosch. 15,3 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftete Huawei 2009 und einen Gewinn von 1,9 Mrd. Euro.

Das Unternehmen steht an der Spitze einer Entwicklung, die nicht nur die Elektronikbranche betrifft. Quer durch alle Branchen melden die Chinesen wie verrückt Patente an. Laut der Weltorganisation für geistiges Eigentum WiPo waren es im vergangenen Jahr 7.906 weltweit. Im Vergleich zum Vorjahr explodierte die Zahl um 30 Prozent, im Vergleich zu den letzten fünf Jahren hat sie sich sogar verdoppelt – im Gegensatz zu allen, weltweit angemeldeten Patenten, die 2009 um 4,5 Prozent zurück gingen.

Experten sind sich einig: Das Riesenreich setzt zum Sprung zur Hightech-Nation an. „Wir werden langfristig eine anhaltende geografische Hinwendung der innovativen Leistung zu neuen Spielern sehen, besonders in Asien", sagt der Generaldirektor der WiPo Francis Gurry. „China verabschiedet sich aus dem Kopiermodus", sagt Ralph Lässig von der Beratungsgesellschaft Roland Berger.

In der Elektronikbranche produzieren die Chinesen bereits auf Weltmarktniveau, so die Einschätzung von Lässig. Nächstes Jahr werden sie laut dem Berater auch im Bereich Textilmaschinen der größte Produzent weltweit und, in wenigen Jahren, auch auf den europäischen Exportmarkt mit eigenentwickelten Produkten drängen.

Nicht nur die massiven Subventionen der chinesischen Regierung stützen diesen Trend. Früher gab es Billigkopien von westlichen Produkten auf dem chinesischen Binnenmarkt. Jetzt hat sich das Wissen angehäuft, die Chinesen können nun eigenständig forschen und weiterentwickeln. Die Universitäten und Forschungseinrichtungen der Chinesen sind weltweit konkurrenzfähig geworden.

Ein weiterer Indikator für die neue Innovationskraft ist die Anzahl der wissenschaftlichen Fachartikel. Sie steigt bei den Chinesen rasant. Inzwischen veröffentlichen nur die USA noch mehr Forschungsergebnisse in internationalen wissenschaftlichen und technischen Zeitschriften.

Der Standort Deutschland schaut dieser Entwicklung hilflos zu. Um elf Prozent auf 16.732 sank die Zahl der weltweit angemeldeten Patente der Deutschen. Trotzdem behält Deutschland seinen Platz als drittinnovativstes Land hinter Amerika und Japan und einen großen Vorsprung vor dem viertplatzierten Korea.

Ein Grund für die dramatische Entwicklung sei laut einem Sprecher des deutschen Patentamtes die Weltwirtschaftskrise: Hierzulande schwächelt vor allem der Mittelstand, der krisenbedingt seine Forschungsausgaben massiv zusammenstreichen musste. Großunternehmen hingegen meldeten mehrheitlich mehr Patente als im Vorjahr. (siehe Galerie)

Noch gibt es Branchen, in denen Deutschland China weit voraus ist. Im Bereich Leistungselektronik sind deutsche Unternehmen beispielsweise weltweit Spitze, so Bernhart. Die großen Player seien etwa Bosch, Conti und Siemens.

Auch Werkzeugmaschinenhersteller wie beispielsweise Trumpf oder Hermle werden ihre führende Position verteidigen können. „Deutschland wird in den nächsten zehn Jahren im High-End Segment stark bleiben", sagt Ralph Lässig von Roland Berger.

Allerdings wird vor allem der Automobilstandort Deutschland an Bedeutung verlieren. „Deutschland muss aufpassen, dass es beim Thema Elektromobilität nicht überholt wird", meint Berater Wolfgang Bernhart. Bei der Batteriefertigung kämen beinahe alle Materialien aus Asien, vor allem aus Japan, Korea und, immer wichtiger, China. Damit Deutschland nicht komplett den Anschluss verliere, müsse die Regierung jetzt massiv in die Forschung an den Hochschulen investieren. Deutsche Automobilhersteller suchen sich derweil Partner aus Asien. Daimler kooperiert beispielsweise mit dem chinesischen Autobauer BYD, führend bei der Zellproduktion.

Allerdings können deutsche Konzerne auch nicht mehr alles selbst machen: "Im Bereich alternativer Antriebstechnologien kann man künftig nicht davon ausgehen, dass alle Patente von einem selbst kommen. Hier sind intelligente Austauschkonzepte gefragt, von der alle Partner profitieren", sagt Christian Hahner Leiter, der Patentabteilung von Daimler.

(Qulle:Handelsblatt online,12.10.2010)

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