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Peking plant den großen Schlag gegen den Dollar

2010-11-13
 Frank Stocker
 

US-Geldpumpe erzeugt Inflation in China - Handel wird zunehmend in Yuan abgewickelt

Frankfurt/Main - China ist für große Zahlen bekannt. Aber fünf Prozent an einem Tag sind auch dort ungewöhnlich. Um diesen Satz veränderten sich am Freitag die Kurse an der Börse Shanghai - nach unten. Denn nach den jüngsten Inflationszahlen, die am Donnerstag veröffentlicht worden waren, wird nun auf eine baldige Zinserhöhung durch die Notenbank spekuliert. Und das drückt die Stimmung.

Die Inflationsrate über alle Waren betrug im Oktober 4,4 Prozent - einen Monat zuvor lag sie noch bei 3,6 Prozent. Doch was entscheidend ist: Vor allem die Nahrungsmittelpreise sind im Oktober so schnell gestiegen wie lange nicht mehr. Um über zehn Prozent verteuerten sie sich. Und weil dies leicht zu sozialen Unruhen führen kann, muss die Regierung handeln.

"Setzt sich dieser Trend fort, dann fürchte ich, dass die Zentralbank entsprechende Maßnahmen einleiten muss", sagte der Chef des weltweit größten Kreditinstituts Industrial and Commercial Bank of China, Jiang Jianqing, der auch gleichzeitig im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank sitzt. Das bedeutet: Eine Zinserhöhung ist sehr wahrscheinlich. Erst vor einigen Tagen war der Mindestreservesatz erhöht worden. Banken, die Kredite vergeben, müssen dadurch nun eine höhere Summe bei der Zentralbank als Reserve hinterlegen, Darlehen werden dadurch tendenziell teurer. Und erst Ende Oktober hatte die Notenbank schon einmal den Leitzins erhöht, auf aktuell 5,56 Prozent. Nun könnte der nächste Schritt folgen.

"Es gibt ein Problem reichlicher, überschüssiger Liquidität", so Jiang - es ist also zu viel Geld im Umlauf. Dieses Geld kommt nicht nur aus China selbst. Vielmehr fließen derzeit vor allem die vielen neuen Dollars, die Amerikas Notenbank druckt, auf die weltweiten Finanzmärkte, und hier vor allem in die Schwellenländer. Nicht zuletzt deshalb hatte US-Präsident Barack Obama auf dem Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Seoul, der am Freitag zu Ende ging, einen schweren Stand. Abbringen ließ er sich von seinem politischen Kurs aber auch nicht.

Doch China wehrt sich. Nicht nur durch neuerliche Zinserhöhungen - diese sind nur eine notgedrungene Reaktion. Das Land will aber offenbar nicht länger hinnehmen, dass seine Wirtschaft ein Spielball der Launen der amerikanischen Notenbank ist und es die Folgen der Schuldenexzesse auf der anderen Seite des Pazifiks ausbaden muss. Daher beschleunigt die Regierung derzeit offenbar ihr Bestreben, sich vom Dollar zu lösen und unabhängiger von den USA zu werden.

Ein kleines Zeichen dafür versteckt sich in einer Meldung, die vor einigen Tagen die Runde machte, aber kaum Beachtung fand. Demnach wurden im dritten Quartal internationale Handelsverträge im Gegenwert von 129 Mrd. Dollar in chinesischen Yuan abgewickelt. Das sind zwar nur 2,4 Prozent des gesamten Handels des Reichs der Mitte. Doch innerhalb eines einzigen Quartals ist der Betrag um satte 160 Prozent gestiegen.

Und nach Einschätzung der Bank HSBC wird dieser Trend anhalten. In fünf Jahren werden ihrer Prognose zufolge Handelsverträge im Umfang von umgerechnet zwei Billionen Dollar in Yuan abgewickelt Diese rasante Entwicklung ist umso imposanter, als erst seit Juli 2009 überhaupt internationale Handelsverträge in Yuan geschlossen werden können. Zuvor hatte dies die chinesische Regierung nicht erlaubt, da die Währung noch immer nicht frei konvertibel ist. Der Dollar war daher meist die Währung der Wahl. Inzwischen ermuntert Premier Wen Jiabao die Firmen jedoch ganz offen, zum Yuan zu wechseln, um so die Abhängigkeit Chinas vom Dollar zu verringern.

Und die Firmen nehmen das Angebot gerne an, auch deutsche Unternehmen wie der Handelskonzern Metro. Er bezahlt seine Zulieferer inzwischen in Yuan. "Der Handel mit China ist dadurch jetzt viel einfacher", sagt Thomas Burkhalter, Finanzdirektor der Einkaufsniederlassung in Hongkong. "In der Vergangenheit gab es oft Probleme, wenn der Dollarkurs sich plötzlich veränderte, so dass die Zulieferer Preisaufschläge verlangten." Das ist nun vorbei. Und auch andere Konzerne wollen diese Vorteile nutzen, wie beispielsweise Nokia oder sogar die US-Restaurantkette McDonald's. Auch sie setzen den Yuan inzwischen als Handelswährung ein.

Genau das will China. "Das Land läuft sich derzeit warm, um den Yuan frei handelbar zu machen", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. In drei bis vier Jahren dürfte seiner Meinung nach schon der Tag erreicht sein, da der Kurs des Yuan frei schwanken kann. "Und dann wird sich der Yuan sehr schnell in Asien als Handelswährung durchsetzen", sagt Krämer.

Und vielleicht auch darüber hinaus. Der Dollar wird im Gegenzug jedenfalls an Bedeutung verlieren, er wird nicht mehr der Fixstern sein, um den der Devisenmarkt kreist. Ob die neue Macht der Chinesen zum Wohl der übrigen Währungsräume gereicht, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

(Quelle:  Die Welt )

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