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China:Von der Werkbank zum Technologie-Mekka:

2011-01-23
 China steht vor einem Entwicklungssprung – und ist bei Solarenergie, Elektroautos und Mobilfunk schon Spitze.
Der Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in den USA hätte besser kaum starten können: Die Delegation aus dem Reich der Mitte, der neben Politikern und Militärs auch Konzernchefs angehören, hatte Geschäftsabschlüsse in Milliardenhöhe im Gepäck. Der US-Aluminiumkonzern Alcoa will zusammen mit China Power Investment Energieprojekte anschieben. Investitionsvolumen: bis zu 7,5 Milliarden Dollar. General Electric liefert 50 Gasturbinen im Wert von einer halben Milliarde Dollar. Und das ist wohl erst der Anfang, weitere zwei Dutzend Verträge können nach Expertenansicht bis zur Abreise der Chinesen am Freitag noch zustande kommen.

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den USA sind also prächtig, könnte man meinen. Doch die Milliardenaufträge für die US-Industrie sind nur die eine, die Hochglanzseite. Auf der anderen toben heftige Auseinandersetzungen. Dabei geht es nicht allein um Chinas Währungspolitik, die chinesischen Herstellern einen Vorteil verschafft, weil sie ihre Produkte billiger aus dem Weltmarkt feilbieten können. Mindestens ebenso bedeutend ist der Streit um technologische Vormachtstellung. Denn China ist inzwischen nicht mehr die billige Werkbank. Im Gegenteil: High Tech boomt im Reich der Mitte.

Mehr als symbolische Demonstrationen

Besonders deutlich wurde das in der vergangenen Woche beim China-Besuch von US-Verteidigungsminister Robert Gates. Während Gates sich in Peking mit chinesischen Politikern traf, hob ein bisher geheimer Tarnkappen-Jet zu seinem Jungfernflug ab. Die Botschaft der aufstrebenden Großmacht war klar: Unsere Technologie holt rasant auf – und das nicht nur militärisch.

So unsichtbar wie die Stealth-Maschine J-20 feindlichem Radar entgehen soll, attackiert die Volksrepublik fast unbemerkt die westliche High-Tech-Dominanz. Die Werkbank der Welt will in kürzester Zeit den Sprung zur globalen Innovationsfabrik schaffen. Der radikale Modernisierungskurs, den die Regierung in Peking verordnet hat, zeigt bereits Wirkung: Zum Jahreswechsel stieg die rote Turboökonomie erstmals zum Nettoexporteur von Forschungs- und Entwicklungsleistungen (F&E) in die Europäische Union auf, wie die Statistikbehörde Eurostat meldet.

Denkfabrik China

Hinter den Zahlen steckt ein dramatischer Umbruch: Erst schickten die Asiaten Spielzeug und Pullover in den Westen, dann Kühlschränke und Laptops, jetzt folgen Know-how und Ideen, Patente und Lizenzen. Wer China noch immer als billige Kopieranstalt sieht, muss umdenken: Der Großangriff auf Spitzentechnologien hat begonnen. Bis 2020 soll sich der der High-Tech-Anteil an der industriellen Wertschöpfung auf 28 Prozent verdoppeln, verkündet Peking und lobt Prämien für Patente aus. Von „dramatisch zunehmenden Kapazitäten in Forschung, Bildung und Technologie" in den Schwellenländern spricht eine Studie der Deutsche Bank Research. In China gebe es den „klaren politischen Auftrag der Regierung, zu den führenden Technologienationen aufzuschließen".
 
 
 Die Importe von chinesischen Forschungs- und Entwicklungsleistungen haben sich verfünffacht
Ausländische Firmen entdecken das Land als Entwicklungsstandort. Fast 1500 Denkfabriken errichteten multinationale Großkonzerne bereits. Weltweit entfällt ein Achtel aller F&E-Ausgaben auf China. Die Folge: 2010 hat das Land, das mehr Studienanfänger als die EU, die USA und Japan zusammen zählt, wohl die Vereinigten Staaten bei der Zahl der eingereichten Patente überholt.

Die epochale Innovationswende trifft auch Deutschland: Um mehr als 400 Prozent stiegen zwischen 2004 und 2008 die Importe von F&E-Leistungen aus China. Der Gesamttransfer von ausländischem Knowhow nach Deutschland erhöhte sich im gleichen Zeitraum nur um 23 Prozent. Die F&E-Importe aus China seien ein „Bruchteil der Leistungen, die aus anderen Industrieländern bezogen werden, aber die Dynamik ist wesentlich größer", so DB Research.
(Quelle: Focus 19.1.2011)
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