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Wie China dem Ehec-Erreger auf die Spur kam

2011-06-04

Deutsche Forscher fahnden intensiv nach dem Ehec-Keim. Entschlüsselt haben ihn jedoch Wissenschaftler aus China. Warum gelang ausgerechnet in Fernost der mögliche Durchbruch? Alles begann mit einem Brainstorming in einer Hamburger Klinik-Kantine.

Deutschland liegt im Zentrum der dramatischen Ehec-Epidemie. Doch die Angst vor dem hochgefährlichen Darminfekt hat inzwischen auch das europäische Ausland erfasst. Die intensive Suche nach dem Erreger der Krankheit ist zum internationalen Großeinsatz geworden. Der Durchbruch könnte nun rund 9000 Kilometer entfernt in China gelungen sein: Forscher des Beijing Genomics Institute (BGI) im südchinesischen Shenzhen haben zusammen mit dem Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) das Erbgut des Keims entschlüsselt.

Doch warum kamen ausgerechnet Forscher in der Neun-Millionen-Metropole nördlich von Hongkong dem Erreger auf die Spur? Wenn in ganz Deutschland massiv nach dem rätselhaften Darmkeim gefahndet wird? Die Antwort: purer Zufall.

"Wir haben seit einigen Wochen einen Gastwissenschaftler aus China am Institut", erklärt Holger Rohde, Mikrobiologe am UKE. "Als wir von der Ehec-Welle überrollt wurden, merkten wir schnell, dass wir mit herkömmlichen Tests nicht weit kommen würden. Ideal wäre eine Decodierung der Ehec-DNA. Aber die hätte enorm lange gedauert." Beim gemeinsamen Brainstorming in der Kantine habe sich dann der Gastwissenschaftler - Stipendiat der Humboldt-Stiftung - zu Wort gemeldet. "Er sagte: 'Ich kenne da jemanden' - so kam der Kontakt mit BGI zustande", sagte Rohde zu SPIEGEL ONLINE.

Fünf Reagenzgefäße mit der isolierten DNA des Erregers wurden per Kurier von Hamburg nach Shenzhen geschickt, und "drei Tage später hatten wir unser Ergebnis", erinnert sich Forscher Rohde.

Für Experten ist die Meldung der chinesischen Entdeckung ohnehin keine Überraschung. Das Großunternehmen beschäftigt rund 4000 Menschen. Allein 180 Apparate zur Entschlüsselung von DNA-Material stehen in Shenzhen bereit, dies macht das BGI nach eigenen Angaben zu einer der weltweit größten Einrichtungen für Genom-Entschlüsslung. "300 Forscher sind nur für die Gen-Decodierung zuständig", sagt Yang Bicheng, Marketingleiterin des BGI.

Bei der Entschlüsslung des Ehec-Erregers kam modernste Forschungstechnik zum Einsatz: Drei Tage benötigte die chinesischen Wissenschaftler nach eigenen Angaben dank Sequenzierungstechnik der dritten Generation. "Durch dieses Verfahren können gigantische Datenmengen in kurzer Zeit generiert und ausgewertet werden", sagt Mikrobiologe Rohde. Mit älteren Geräten hätte die Offenlegung des gefährlichen Erregers bis zu zwei Wochen dauern können.

Auch in China war die Überraschung über den unerwarteten Auftrag aus Europa groß. "Das Team hat tagelang kein Auge zugemacht. Wir waren so froh über den Auftrag aus Deutschland, dass wir uns direkt in die Arbeit gestürzt haben", sagte Xinhua Han, Marketing-Chefin für Europa, SPIEGEL ONLINE. "Das Team besteht zum großen Teil aus Experten, die 2003 auch schon bei dem weltweiten Sars-Ausbruch mitgeforscht haben. Die Erfahrung von damals haben bei der Kooperation mit den Kollegen in Hamburg gute Dienste geleistet", so Han weiter.

(Quelle: Spiegel online 03.06.2011)

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