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Zehn Gründe, warum China anders ist

2011-06-07
 

Die China-Zweifler sind zurück. Aber im Reich der Mitte vollzieht sich nach wie vor das beeindruckendste Entwicklungswunder der modernen Zeit. Und dies dürfte sich fortsetzen.
 von Stephen Roach
 
Inflation, stark steigende Löhne und faule Bankkredite schüren unter Wirtschaftsexperten Sorgen. Prominente Wissenschaftler warnen, dass China der gefürchteten "Falle des mittleren Einkommens" zum Opfer fallen könnte, die schon manch ein Entwicklungsland aus der Spur geworfen hat. Hier sind zehn Gründe, warum wir den Zustand der chinesischen Wirtschaft nicht auf Grundlage von Erfahrungen anderer Länder beurteilen können:
Strategie
Seit 1953 hat China seine langfristigen Vorgaben anhand von Fünfjahresplänen festgelegt, die Ziele und politische Maßnahmen klar definieren. Der kürzlich beschlossene zwölfte Fünfjahresplan könnte einen Übergang vom hochgradig erfolgreichen Produktionsmodell der letzten 30 Jahre hin zu einer blühenden Konsumwirtschaft einleiten und damit einen strategischen Wendepunkt darstellen.
Disziplin
Nach vielen Turbulenzen, insbesondere während der Kulturrevolution der 70er-Jahre, steht für Chinas Führung Stabilität an erster Stelle. Diese Disziplin half China während der Krise 2008/09, schädliche Auswirkungen zu vermeiden. Auch im Kampf gegen Inflation, Spekulationsblasen und sinkende Kreditqualität ist sie hilfreich.
Durchsetzungskraft
Chinas Ausrichtung auf Stabilität besteht nicht aus leeren Worten. Die Reformen der letzten 30 Jahre haben die Wirtschaftskraft des Landes zum Leben erweckt. Unternehmen und Finanzmärkte wurden optimiert, weitere Reformen sind unterwegs. Außerdem hat China aus vergangenen Krisen gelernt und ist in der Lage, bei Bedarf seinen Kurs zu ändern.
Rücklagen
China profitiert von einer inländischen Sparquote von über 50 Prozent. Diese lieferte die Investitionsgrundlage für die wirtschaftliche Entwicklung und vergrößerte die Fremdwährungsreserven als Schutz vor externen Schocks. China hat nun die Möglichkeit, etwas von diesem Überschuss einzubehalten, um einen Übergang zu interner Nachfrage zu fördern.
Migration vom Land in die Städte
In den letzten 30 Jahren stieg in der chinesischen Bevölkerung der Anteil der Stadtbewohner von 20 Prozent auf 46 Prozent. OECD-Schätzungen zufolge könnten in den nächsten 20 Jahren weitere 316 Millionen Menschen vom Land in die Städte ziehen. Diese nie da gewesene Welle von Urbanisierung bietet eine solide Grundlage für Investitionen in Infrastruktur und Wohnungsbau.
Entwicklungspotenzial Konsum
Der private Konsum hat am chinesischen BIP lediglich einen Anteil von 37 Prozent - der geringste Wert aller großen Volkswirtschaften. Durch den Schwerpunkt auf Schaffung von Arbeitsplätzen, Lohnerhöhungen und soziale Sicherung könnte der zwölfte Fünfjahresplan eine bedeutende Steigerung der Konsumentenkaufkraft auslösen. Dies könnte den Anteil des Konsums in China bis 2015 um fünf Prozentpunkte erhöhen.
Potenzial bei Dienstleistungen
Nur 43 Prozent des chinesischen BIPs werden durch Dienstleistungen erbracht - was deutlich unter dem globalen Durchschnitt liegt. In den nächsten fünf Jahren könnte ihr Anteil stärker steigen als die geplanten vier Prozentpunkte. Dies ist ein arbeitsintensives, ressourceneffizientes und umweltfreundliches Wachstumsrezept - genau das, was China für die nächste Phase seiner Entwicklung braucht.
Ausländische Direktinvestitionen
China ist ein Magnet für globale multinationale Konzerne. Durch deren Investitionen erhält es Zugang zu modernen Technologien und Managementsystemen - Katalysatoren für wirtschaftliche Entwicklung. Chinas Neugewichtung hin zu höherer Konsumorientierung wird auch zu Änderungen bei den ausländischen Investitionen führen - weg von der Produktion und hin zu Dienstleistungen. Dies könnte das Wachstum weiter verstärken.
Ausbildung
China hat enorme Bildungsanstrengungen unternommen. Die Alphabetisierungsrate Erwachsener liegt heute bei fast 95 Prozent, und die Einschreibungsquote für höhere Schulen stieg auf 80 Prozent. Auf chinesischen Universitäten machen heute jährlich über 1,5 Millionen Ingenieure und Wissenschaftler einen Abschluss. Das Land ist auf dem besten Weg hin zu einer wissensbasierten Volkswirtschaft.
Innovation
Im Jahr 2009 wurden in China etwa 280.000 inländische Patente angemeldet. Damit befindet sich das Land hinter Japan und den USA weltweit an dritter Stelle. Gleichzeitig strebt China bis 2015 einen Anteil von Forschung und Entwicklung am BIP von 2,2 Prozent an - doppelt so viel wie 2002. Dies entspricht dem neuen Schwerpunkt des zwölften Fünfjahresplans, der auf "aufstrebende strategische Industrien" abzielt - durch Energieeinsparung und erneuerbare Energien, Informations- und Biotechnologie, neuartige Materialien und Autos mit alternativen Kraftstoffen. Diese Industriezweige haben momentan einen Anteil von drei Prozent am BIP. Bis 2020 sollen es 15 Prozent sein, was einen bedeutenden Aufstieg in der Wertschöpfungskette darstellen würde.
(Quelle:FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND )
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