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China: ein beliebter Standort

2011-06-17
von Christiane Kühl 
 Der chinesische Markt bietet zwar enorme Chancen, er birgt aber für ausländische Firmen auch viele Tücken. Diese investieren dennoch so viel wie nie zuvor im Reich der Mitte.
Früher war China ein Exotenziel, die ersten Investoren vor knapp 30 Jahren galten als Abenteurer. Das ist lange vorbei. Heute kommt am Reich der Mitte mit seinen gewaltigen Absatzmärkten kein Unternehmen mit globalen Ansprüchen mehr vorbei. Das gilt für Weltkonzerne ebenso wie für Mittelständler, die Weltmarktführer bei bestimmten Nischenprodukten sind.
Davon gibt es etwa in Deutschlands Maschinenbau viele. Chinas Maschinenbaumarkt ist weltweit die Nummer eins, rund viermal so groß wie jener Deutschlands. Auch im Automarkt führt China, in der Chemie liegt es auf Rang zwei. Volkswagen  betrachtet China als "zweiten Heimatmarkt", und auch Chemiekonzerne wie BASF  bauen ihre Präsenz kontinuierlich aus.
"Für unsere Firmen wird China strategisch immer wichtiger", sagt Davide Cucino, Präsident der Europäischen Handelskammer (EUCCC) in China. In einer im Mai präsentierten Umfrage der Kammer unter Mitgliedsfirmen sagten 57 Prozent, dass die Bedeutung des chinesischen Markts für ihre globale Strategie zunehme. 2010 waren nur 40 Prozent dieser Meinung gewesen. 59 Prozent planen größere Investitionen in den nächsten zwei Jahren.
Bürokratie und Diskriminierung
Dabei ist China kein Investorenparadies. Die Bürokratie ist intransparent, der Wettbewerb wird angesichts von immer mehr Firmen aus dem In- und Ausland härter, Löhne und Materialkosten steigen. Etliche Unternehmen fühlen sich zudem diskriminiert. So sind viele der Ansicht, dass beispielsweise Umweltgesetze gegenüber Ausländern strenger durchgesetzt werden als gegenüber lokalen Firmen.
43 Prozent gaben in der EUCCC-Umfrage an, die Politik sei in den vergangenen zwei Jahren "weniger fair" geworden; 2010 war nur ein Drittel dieser Meinung gewesen. In der Rangliste Doing Business der Weltbank liegt China mit seiner Wirtschaftsfreundlichkeit 2011 im Mittelfeld - auf Rang 79 von 183, einen Platz hinter Vietnam und einen Rang vor Italien.
Doch die Probleme halten kaum jemanden davon ab, Kapital nach China zu schaufeln. Nur fünf Prozent der befragten EU-Firmen haben Investitionen aufgrund politisch motivierter Behinderungen gestoppt. Einige Windenergiefirmen beispielsweise hätten China wegen diskriminierender Regeln verlassen, sagt Cucino. Weitere acht Prozent verlangsamten ihre Investitionspläne.
Grundsätzlich aber gilt: Das Geld fließt wie noch nie. Im vergangenen Jahr meldete China 105,7 Mrd. Dollar an Direktinvestitionen - das ist der erste dreistellige Jahreswert überhaupt und gegenüber 2009 ein Plus von 17,4 Prozent. In den ersten vier Monaten 2011 wuchsen die Direktinvestitionen sogar um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 38,8 Mrd. Dollar.
Die Erfolgsfaktoren für die Firmen sind indes sehr unterschiedlich. Im kleinteiligen Konsumsektor etwa kommt es nach Ansicht der Unternehmensberatung Inter-China für Ausländer darauf an, sich neue Märkte in Kleinstädten jenseits der gesättigten Küstenmetropolen zu erschließen - dort, wo meist lokale Firmen Platzhirsche sind. "Für viele internationale Konsumgüterfirmen sind Chinas Kleinstädte unbekanntes Terrain", sagt James Sinclair von Inter-China.
Sie müssten ihre Vertriebsaktivitäten ausbauen und Distributionskanäle anders aufstellen als sie es aus den Metropolen gewohnt seien. Die taiwanesische Marke Master Kong, Marktführer für Instantnudeln in China, habe beispielsweise landesweit rund 7000 Mitarbeiter im Vertrieb, die täglich mit Elektrofahrrädern je 30 Einzelhändler auch in kleinsten Orten abklappern.
In der Schwerindustrie dagegen dominieren Großfirmen und Großprojekte - somit hat auch der Staat mehr zu sagen. Für Firmen aus der Petrochemie, der Stahl- oder auch der Autoindustrie hängt alles von der mächtigen Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) ab, die Projekte genehmigen muss. Entscheidend für den Erfolg ist da eine gute Beziehungsarbeit, berichten Manager.
Knapp zwei Drittel der EUCCC-Firmen sind überzeugt, dass der gerade aufgelegte Fünfjahresplan für 2011 bis 2015 das Geschäftsumfeld verbessern wird. "Der Plan benennt sieben strategische Sektoren und lässt erkennen, dass ausländische Partnerschaften dort essentiell sind", sagt Cucino. Zu diesen strategischen wachsenden Industrien zählen Biotechnologie, Informationstechnologie der nächsten Generation, neue Energien, neue Materialien und hochwertige Ausrüstungsgüter. Sie sollen laut Plan 2015 rund acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Und in diesen Sektoren sehen die Europäer große Wettbewerbsvorteile für sich.
(Quelle:Financial Time Deutschlan)
 
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