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China wird für deutsche Exporteure immer wichtiger

2011-07-15

Das Reich der Mitte wird für deutsche Exporteure immer wichtiger. Denn dort wächst die Wirtschaft stärker als erwartet.

 

Unter den harschen Sparprogrammen in Südeuropa leiden im Prinzip auch deutsche Firmen. Denn die Rezession in der Region drückt die Nachfrage nach deutschen Produkten. Diese Verluste sind jedoch verschmerzbar, denn ein Land macht sie mehr als wett: China.

Dieses Jahr dürfte die Volksrepublik zu Deutschlands zweitwichtigstem Exportmarkt aufsteigen und damit die USA überholen. Von daher ist es eine gute Nachricht, dass Chinas Boom kaum an Tempo verliert. Denn mittlerweile hängen an ihm immer größere Teile der deutschen Konjunktur.

Zwischen April und Juni 2011 lag die Produktion der chinesischen Wirtschaft um 9,6 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, teilte das Statistikamt in Peking gestern mit. Das war mehr als Volkswirte erwartet hatten – und kaum weniger als in vergangenen Quartalen. Die viel befürchtete Abkühlung scheint auszufallen. Allein im Juni legte die Industrieproduktion rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, der Einzelhandel freute sich über Umsatzsteigerungen von fast 18 Prozent. Chinas Wirtschaft steht unter Dampf – und das, obwohl die Zentralbank in Peking seit Oktober die Zinsen fünfmal erhöht hat, um die Wirtschaft abzukühlen und die Inflationsrate zu senken.

Es scheint, nichts kann die Volksrepublik stoppen. Ihre Aufholjagd sprengt alle historischen Vergleichsmaßstäbe. Nach Berechnungen der Bank Unicredit legte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in China seit 1970 um den Faktor 19 zu. Zum Vergleich: Trotz Wirtschaftswunder ist das deutsche BIP pro Kopf seit 1950 nur um den Faktor 5,5 gestiegen. „Weder ein Schwellenland wie Indien kann mit China mithalten, noch ist die industrielle Revolution oder der Gründerboom im 19. Jahrhundert ein vergleichbarer Maßstab", schwärmt Andreas Rees, Ökonom bei der Unicredit. Der Boom macht China immer bedeutsamer als Zielland für Investitionen und Exporte. Im ersten Quartal dieses Jahres gingen 6,5 Prozent aller deutschen Ausfuhren nach China. Nur Frankreich ist mit 9,8 Prozent noch wichtiger. Die Erholung Deutschlands nach der jüngsten Weltwirtschaftskrise ist zu einem guten Teil der Tatsache zuzuschreiben, dass deutsche Unternehmen so erfolgreich in China sind und dort ihre Position stärker ausbauen konnten als Firmen aus anderen Ländern.

Wichtig als Absatzmarkt ist die Volksrepublik vor allem für die hiesigen Maschinenbauer: Mehr als ein Zehntel ihrer Ausfuhren verkaufen sie ins Reich der Mitte. Der China-Anteil der deutschen Autoexporteure BMW, VW, Daimler & Co. betrug im vergangenen Jahr immerhin 8,6 Prozent, so Unicredit. Stark China-lastig ist auch die Elektroindustrie.

Die deutsche Wirtschaft kann die Krise in der Euro-Zone also verkraften, solange sie auf einzelne kleine Länder beschränkt bleibt. Die insbesondere von der Bundesregierung durchgedrückten Sparprogramme mögen die Wirtschaft in Griechenland oder Portugal schrumpfen lassen. Für den deutschen Export ist dies jedoch kein Problem. Schließlich machen Ausfuhren in die Krisenländer Griechenland, Irland und Portugal gerade mal 0,6 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus. Die Lieferungen nach China sind viermal so groß.

(Quelle: Frankfurter Rundschau,14.7.2011)

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