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Milliarden werden in Afrika investiert

2011-08-22
 China betrachtet Afrika als Geschäftspartner und Quelle für seinen wachsenden Rohstoffbedarf. Im Kampf gegen die Hungersnot beteiligt sich China auch mit knapp 70 Millionen US-Dollar (rund 49 Mio. Euro) an den weltweiten Hilfsbemühungen.

Doch mit dem westlichen Bild vom afrikanischen „Patienten" hat die chinesische Perspektive gewöhnlich nichts zu tun. Afrika erscheint vielen eher als Kontinent der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein. Die Zahl der Chinesen in Afrika hat sich in zehn Jahren auf mehr als eine Million verzehnfacht. China investiert Milliarden, baut Infrastruktur, Krankenhäuser und gibt Kredite, ohne unbequeme politische Bedingungen zu stellen.

Kritik an Unterstützung für Diktatoren

Erst im Juni hofierte Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao in Peking sogar den sudanesischen Machthaber Omar al-Baschir, obwohl dieser vom Internationalen Gerichtshof mit Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen gesucht wird. Solche Unterstützungen für Diktatoren wie auch Simbabwes Präsident Robert Mugabe bringen China immer wieder heftige Kritik ein. Auch werden Umweltzerstörung durch chinesische Unternehmen, mangelnder Werkschutz und ruppiges Management beklagt. Seit der Hungersnot scheinen Chinas Staatsmedien eine Gelegenheit zu sehen, eine Gegenkampagne zu starten.

Abgrenzung vom Westen als Propaganda

Chinesische Kommentare, die wie Propaganda wirken, prangern den alten westlichen Kolonialismus in Afrika, die folgenden Demokratisierungsversuche und gebrochene Versprechen an. „Die westlichen Mächte, die weiter ihre kolonialen Machtspiele spielen, sind diejenigen, die für das Scheitern Afrikas verantwortlich gemacht werden sollten", schrieb der Forscher Huang Shejia vom China International Studies Research Fund in einer spitzen Analyse in der „China Daily". „Es ist harsche Realität, dass der Westen kein Wiedererwachen Afrikas will."

Auch werden afrikanische Stimmen zitiert, der Westen habe Afrika einseitig ausgebeutet, doch die Kooperation mit China biete Afrika jetzt neue Geschäftsmöglichkeiten. Volkswagen und Peugeot seien seit mehr als 30 Jahren in Nigeria, doch habe das Land immer noch nicht die Technologie, um selber Autos herzustellen, zitierte die Staatsagentur Xinhua den Vizedirektor des nigerianischen Instituts für internationale Angelegenheiten, Bola Akinterinwa.

Größter Handelspartner Afrikas

Dabei bedarf es keineswegs solcher Polemik, um den Nutzen der Zusammenarbeit herauszustellen. Der bilaterale Handel ist relativ ausgeglichen. Er kletterte rapide mit Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent auf 126 Milliarden US-Dollar (2010). Zu 80 Prozent exportiert Afrika Rohstoffe wie Öl, Eisenerz, Kupfer, Nickel und Holz. Ein Drittel der chinesischen Ölimporte stammt aus Afrika. Im Gegenzug verkauft China den Afrikanern Verbrauchsgüter und Elektrogeräte. 2009 löste China die USA als größter afrikanischer Handelspartner ab.

Chinas Investitionen in Afrika stiegen 2010 auf zehn Milliarden US-Dollar. Afrikanische Unternehmen investierten ähnlich viel in China. Präsident Hu Jintao spricht von einer „neuen strategischen Partnerschaft" zum gegenseitigen Nutzen. Chinesische Afrika-Experten räumen durchaus ein, dass sie die Kooperation mit Diktatoren untereinander auch kontrovers diskutieren. „Es gibt unterschiedliche Meinungen. Das ist normal", sagte ein Forscher, der nicht genannt werden wollte. Meist gehe es allerdings darum, ob Investitionen gut liefen oder wo es Probleme gebe.

„Es liegt an den Afrikanern"

Nicht Ideologie, sondern Pragmatismus und Merkantilismus sind die Stützen der chinesischen Strategie, die dem Kontinent durchaus neue Handlungsspielräume eröffnet. Es liege an den afrikanischen Führern, wie sie die Kooperation zum Vorteil ihrer Länder und Bürger nutzten, argumentierte der Afrika-Experte Ian Taylor, Professor der schottischen University of St. Andrews, im Magazin „The Diplomat". „Es ist mit Sicherheit nicht Pekings Verantwortung, auf afrikanische Selbstinteressen zu achten." Die Länder seien sehr unterschiedlich. Südafrika als Demokratie gehe anders mit China um als Sierra Leone.

Der Zivilgesellschaft müsse eine wichtige Rolle spielen. „Es liegt an den Afrikanern, sich zu organisieren, zusammenzuschließen und sicherzustellen, dass ihre Führer eine Beziehung zu China eingehen, die mit offenen Augen den gegenseitigen Vorteil im Blick hat", schrieb der Afrika-Spezialist.

Früher hätten afrikanische Regierungen vorgegeben, sie könnten keine wirtschaftliche Entwicklung bieten, weil es nicht genug Unterstützung oder Einmischung des Westens gegeben habe. China stelle jetzt aber keine Bedingungen. „Deswegen wird jedes Versagen der afrikanischen Elite, Wachstum zu verteilen und die ganze Wirtschaft zu stärken, nicht Chinas Fehler sein, sondern dass der afrikanischen Regierungen", sagte Taylor.

(Quelle: dpa, Autor: Andreas Landwehr)

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