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Chinesische Manager Mangelware

2011-09-14
Der chinesische Markt ist verlockend für deutsche Unternehmen - Führungskräfte aus Asien sehen die Firmen in ihren Reihen jedoch nicht so gerne. Damit nutzen die Betriebe ihre Chancen in China nur ungenügend.
von Ulf Brychcy   Hamburg
Die Stoßrichtung ist klar: Für viele deutsche Manager ist der chinesische Markt wichtig, die Wachstumschancen dort gelten als überaus verlockend. Und doch herrscht eine gewisse Zurückhaltung. Längst nicht jedes Unternehmen nutzt die Möglichkeiten, die sich in China bieten.
Was auch daran liegen dürfte, dass die Firmen nicht entschieden genug chinesische Manager einsetzen. Das ist ein Ergebnis des FTD-Entscheiderpanels, einer Umfrage unter 835 deutschen Führungskräften. Zwar halten 75 Prozent der Manager, deren Firmen im Reich der Mitte tätig sind, dort asiatische Führungskräfte für unerlässlich. Tatsächlich aber greift nur jedes zweite Unternehmen auf Manager aus der Region zurück.
  
Umfrage: "Wie wichtig ist ein Engagement in China für Ihr Unternehmen
Die Haltung der befragten Topmanager ist sehr differenziert - von einer durchgängigen China-Begeisterung oder gar einer einheitlichen Strategie kann nicht die Rede sein. So stellen knapp 56 Prozent der Befragten fest, dass China für ihr Unternehmen oder ihre Organisation ein Auslandsmarkt unter vielen sei. Dass dieser Markt allerdings nicht vernachlässigt werden darf, ist nahezu allen Managern klar. Knapp 94 Prozent beantworten die Frage, ob eine eigene Vertretung in China weniger oder gar nicht wichtig sei, klar mit einem Nein.
In vielen Unternehmen wird weiterhin um eine schlüssige China-Strategie gerungen. Das Entscheiderpanel, das die FTD gemeinsam mit der Unternehmensberatung Bain & Company und der Wirtschaftshochschule WHU durchgeführt hat, weist hier auf die Möglichkeiten und Defizite hin. Die Umfrageergebnisse bieten eine Chance, im Vorfeld der Preisverleihung "Stratege des Jahres" die Diskussion um den angemessenen Weg nach China anzukurbeln. Am 15. September zeichnen die FTD und ihre beiden Partner in Frankfurt drei Vorstandschefs als Strategen aus.
Dass deutsche Manager sich nicht euphorisch auf China stürzen, findet Friedolin Strack wenig verwunderlich. "Wir sind nie die Ersten, wenn sich wirtschaftliche Chancen auftun", sagt der Asien-Experte des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Zumal eine Expansion ins Reich der Mitte vor allem für Mittelständler oft eine große Investition bedeutet. Jenseits der großen Konzerne regiert meist die Vorsicht.
 "Nicht alle handeln schnell genug"
Lediglich 24 Prozent der Befragten sind der Auffassung, sie hätten keine Zeit zu verlieren, um erfolgreich in den dortigen Markt einzusteigen und eine Strategie aufzubauen. Die überwiegende Mehrheit gibt sich bis zu fünf oder sogar mehr Jahre Zeit. Und das, obwohl China das globale Wirtschaftswachstum dominiert und für die exportorientierte deutsche Wirtschaft immer wichtiger wird.
"Der chinesische Markt entwickelt sich außerordentlich schnell", sagt Michael Füllemann, China-Experte und Partner bei Bain. "Aber nicht alle Unternehmen agieren rasch genug." Für ihn liegen die Gründe auf der Hand. Manager und Firmen zögerten, weil sie von der Marktdynamik in China überfordert seien. "Bremsfaktoren sind die operative Umsetzung sowie die fehlende Entscheidungsgeschwindigkeit", stellt Füllemann fest.
 
Ein wesentlicher Grund dürfte in der Personalpolitik liegen. Zwar haben knapp 72 Prozent der 233 Befragten, deren Firma in China aktiv ist, in den vergangenen fünf Jahren ihren Personalbestand ausgebaut, zum Teil sogar deutlich. Bei 46 Prozent der Unternehmen hat dort allerdings kein einziger Asiate eine Führungsposition inne. Personalberater wie Carsten Wundrack von Egon Zehnder International sehen darin einen Nachteil.
"Wachstum in China sollte mit einem lokalen Management unterlegt werden", sagt er, etwa um die kulturellen Eigenheiten zu verstehen und die dortigen Kunden besser bedienen zu können. "Wir empfehlen unseren Klienten, dass sie sich auf allen Hierarchieebenen um chinesische Talente bemühen", so Wundrack.
Bain-Berater Füllemann sieht hier auch bei den DAX-Konzernen Defizite. "Nur drei von 188 DAX-Vorständen sind Asiaten,", rechnet er vor. Neben James Wei von Beiersdorf  sind dies Anshu Jain  von der Deutschen Bank  und Sanjiv Lamba von Linde . Asien und vor allem China müsse aber in der Chefetage beginnen, so der Berater. Firmen, deren Markt sich tendenziell nach China verschiebt, sollten das Land nicht nur als Exportmarkt, sondern als zweite Heimat verstehen.
( Financial Time Deutschland 9.9.2011)
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