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Die neuen chinesischen Touristen in Deutschland

2012-03-02
 Die Chinesen entdecken Deutschland als Reiseziel - und es sollen noch viel mehr kommen als bisher. Darüber freuen sich die Hoteliers und der Einzelhandel. Denn eines darf bei der Reise nie fehlen: Shopping!

Das 18-teilige Besteckset aus Edelstahl hat es Xin Hui besonders angetan. Sie dreht die Verpackung in alle Richtungen. Als sie das Etikett mit der Aufschrift "Made in Germany" sieht, ist die 28-Jährige zufrieden. Xin Hui ist mit zehn anderen Chinesen unterwegs. Im Charlie-Shop, eigentlich ein Souvenir-Laden direkt am ehemaligen Grenzübergang "Checkpoint Charlie" in Berlin, suchen sie nach Haushaltswaren. "Das ist viel billiger als bei uns in China", freut sich Xin Hui. Das Besteckset wandert in den Einkaufskorb, leistet dort den Kellen und dem Gemüseschäler Gesellschaft.

"Shopping muss sein"

"Bei jeder Stadtführung muss Zeit für Shopping sein", sagt Reiseführerin Vanilla Kwo. Sie zeigt der elfköpfigen Gruppe an diesem kalten Wintertag die Sehenswürdigkeiten von Berlin. Xin Hui hat an einem Tag schon eine Menge gesehen - Potsdamer Platz, Dom, Reichstag, Charlie-Shop. Und gewundert hat sie sich auch kräftig - darüber etwa, dass es so leer sei in Berlin, wie sie sagt. Dass es keine Wolkenkratzer gäbe, aber dafür reichlich Hundedreck auf dem Gehweg. Vor allem Letzteres gefällt ihr gar nicht.

320 Euro gibt ein chinesischer Tourist im Schnitt auf seiner Deutschlandtour aus – pro Tag. Die meisten Scheine blättert er für deutsche Markenprodukte auf den Ladentisch. Kochtöpfe, Kosmetik, Kleidung und Kuckucksuhren sind beliebt. Die deutschen Händler haben sich darauf eingestellt. Im Charlie-Shop zum Beispiel sind die Haushaltswaren auch Chinesisch beschriftet. "Hoteliers haben mittlerweile gelernt, dass sich Chinesen über eine Thermoskanne mit heißem Wasser auf dem Zimmer freuen. Vereinzelt gibt es auch schon chinesisch sprechende Rezeptionisten", sagt Professor Wolfgang Georg Arlt vom China Outbond Tourism Research Institute, das sich mit dem Reiseverhalten chinesischer Touristen beschäftigt.

Und danach bitte einkaufen

In den ersten sieben Monaten des Jahres 2011 ist die Zahl der chinesischen Besucher in Deutschland um mehr als 30 Prozent gestiegen - auf 341.000. Die Experten schätzen, dass das Wachstum anhält. Zu den Pflichtstationen der Chinesen gehört neben Berlin, dem romantischen Heidelberg und München die alte Römerstadt Trier – weil hier das Geburtshaus von Karl Marx steht.

Sightseeing-Trips für Geschäftsreisende

Vor allem Geschäftsreisende gehen auf Deutschlandtour – so wie Xin Hui. Das Unternehmen, das sie geschickt hat, handelt mit Medizintechnik. Bevor sie in Hamburg Geschäftskontakte knüpft, stehen zwei Tage Sightseeing in Berlin auf dem Programm. Damit liegt sie im Schnitt: Die meisten Chinesen bleiben gerade einmal 48 Stunden in Deutschland, bevor sie in andere europäische Länder reisen. "Die Mehrheit will Effizienz auf Reisen: Möglichst viel sehen in möglichst kurzer Zeit. Dafür nehmen manche Gruppen wahre Torturen auf sich", sagt Arlt. Denn selten fliegen die Chinesen ein, um sich zu erholen. "Viele reisen nach Europa, weil es in der Heimat Prestige bringt. Reisen gelten als ähnlich gute Investitionen wie teure Uhren."

Reisen im Wandel

Nur allein sind sie nicht gern in der Fremde. Chinesen haben mit Fernreisen meist noch wenig Erfahrung. Auch für Xin Hui ist es der erste Besuch in Europa. "Ich bin lieber in einer Gruppe unterwegs, auch weil mein Englisch nicht so gut ist. Da ist es besser, wenn ein Reiseleiter dabei ist", sagt Xin Hui. Aber es geht auch anders. Einige Chinesen "sagen der Gruppenreise ade", heißt es im World Travel Report der Internationalen Tourismusbörse ITB. Auch Arlt sieht diesen Trend. Er spricht vom "neuen chinesischen Touristen". Es sind vor allem die jungen, gebildeten und polyglotten Chinesen, die sich mehr Zeit nehmen und Europa individuell entdecken. Für die Händler ist das eine sehr gute Nachricht, meint der Tourismusforscher Arlt: "Deutschland ist oft die letzte Station einer Europareise, hier wird dann noch mal 'zugeschlagen'".

(Quelle:Deutsche Welle, Autor: Anja Koch)

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