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„Ohne die Chinesen geht es nicht"

2012-04-17
Wenn kommende Woche die Hannover Messe beginnt, lässt Chinas Industrie die Muskeln spielen – die Volksrepublik ist das diesjährige Partnerland. Im Interview erklärt Deutsche-Messe-Chef Wolfram von Fritsch, wie die deutsche Wirtschaft von Chinas Stärke profitieren kann.
 
Es ist der bisher größte Auftritt der chinesischen Industrie im Ausland: China ist in diesem Jahr das Partnerland auf der Hannover Messe vom 23. bis 27. April. Die zweitstärkste Volkswirtschaft der Welt demonstriert damit eindrucksvoll ihre Position. Für Deutschland ist China zwar ein mächtiger Konkurrent. Aber die deutsche Industrie habe mit ihrer Spitzentechnologie auch gute Chancen, von Chinas
Aufstieg zu profitieren – sagt der Vorstandschef der Deutschen Messe, Wolfram von Fritsch.

Herr von Fitsch, warum ist die Wahl für das Partnerland der Hannover Messe auf China gefallen?

Von Fritsch: Es passiert selten, dass zwei Länder wechselseitig so hohe Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des Austauschs aneinander stellen wie Deutschland und China im Augenblick. Das ist sicher etwas, was die Entscheidung gefördert hat. Hinzu kommt, dass wir Hannover zu einer Messe für grüne Technologien ausgebaut haben. Das passt eins zu eins zu dem neuen Fünf-Jahres-Plan der Chinesen. Darin haben sie strategische Felder definiert, auf denen sie die Industrie neu orientieren wollen. Deswegen werden sie sich zu dem Motto der Hannover Messe, „Green Intelligence", genau aufstellen.

Welche Chancen ergeben sich für die deutsche Industrie?

Von Fritsch: Die deutsche Industrie hat mittlerweile begriffen, dass China keine verlängerte Werkbank mehr ist. Sie hat auch begriffen, dass sich China vom Tempo und vom Stand seiner Entwicklung her in einem Stadium befindet, in dem es auf Spitzentechnologie ankommt – und das kann die deutsche Wirtschaft besonders gut. Insofern ist die deutsche Industrie besonders geeignet, die Vorteile zu nutzen, die China im Augenblick bietet.

Früher gab es oft Kritik an Raubkopien und Widerstand gegen Hersteller aus China. Heute sind sie willkommen. Was hat sich verändert?

Von Fritsch: Man hat die Chinesen früher als Wettbewerber nicht ganz ernst genommen. Viele glaubten, sie aus dem Markt heraushalten zu können. Das hat sich gelegt. Man weiß heute, dass China nicht nur ein guter Absatzmarkt ist, sondern auch mit Weltmarktführern in neuen Technologien wie Windenergie antreten kann. Deswegen kommt man gar nicht daran vorbei, ihnen diese Plattform zu bieten. Auch wollen wir selber in China aktiv werden. Das geht häufig über Joint Ventures, somit sind auch Partner dafür auf der Messe vertreten. Wenn man eine relevante Plattform bieten möchte – und das ist die Hannover Messe als größte Technologieschau der Welt – dann geht das nicht ohne die Chinesen. Insofern sind die Chinesen herzlich willkommen.

Also spiegelt die Wahl Chinas als Partnerland seine neue Rolle als ernstzunehmender Mitspieler?

Von Fritsch:
Genau. Sie sind es zum einen, weil sie durch die schiere Marktgröße vorankommen. Beispiel Elektromobilität: Da denken die Deutschen typischerweise über Technologien und Erfindungen nach, und darüber, wie man in der Industrieforschung vorankommt. China macht im Schnellverfahren einfach einen neuen Markt auf. Sie sagen: Durch die schiere Masse, die wir an Elektro-Bikes, -Autos und -Bussen haben werden, werden wir ein relevanter Markt. Sie gehen einen ganz anderen Weg in eine Technologie, die extrem wichtig ist. Sie werden Partner auf Augenhöhe.

Was versprechen Sie sich vom Thema „Green Intelligence"?

Von Fritsch: Wir haben auf der Hannover Messe, die ja aus Teilmessen besteht, jedes Jahr eine neue Messe, die dann auch fortgesetzt wird. 2012 ist das „Industrial Greentech", also grüne Technologie in der industriellen Produktion. Das entspricht der Strategie der Hannover Messe – es wäre auch ohne China so gewesen, passt aber auf besondere Weise zu dem Land.

China war 1987 erstmals Partnerland. Was fällt ihnen auf, wenn Sie zurückblicken?

Von Fritsch: Damals hat China sich als Land sehr kompakt gezeigt. Jetzt gehen sie zu Recht den Weg zu sagen, wir sind stark und selbstbewusst genug, um nicht nur als Land, sondern mit unseren einzelnen Unternehmen selbstständig aufzutreten. Das wird spannend. Sie werden wirklich in allen Technologiebereichen der Hannover Messe parallel mit selbstbewussten und starken Marktführern präsent sein.

Wie viele Aussteller kommen?

Von Fritsch: Wir rechnen mit ungefähr 500 Ausstellern aus China. Es wird aus chinesischer Sicht der größte industrielle Auftritt, der jemals außerhalb des eigenen Landes stattgefunden hat. Es ist auch der bisher größte Auftritt eines Partnerlandes auf der Hannover Messe.
(Quelle:dap)
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