Start   Bekämpfung COVID-19   Das Generalkonsulat   Konsularischer Service   Bildung und Kultur   Wirtschaft   Willkommen
in China
 
 Kontakt 
  Start > Wie sehen die Deutschen China
China baut die Eisenbahn durch die "Todeswüste"

2012-07-27
 Lop Nor gilt als ein gefährlicher Ort. Nach Jahrzehnten der Umweltzerstörung, ja sogar Atombombentests, ist von dem Landstrich wenig übrig. Doch unter der Erde schlummern Bodenschätze. Von Johnny Erling

Es ist die unheimlichste Eisenbahn der Welt. Sie ist nur 373,8 Kilometer lang, aber der Bau jedes Kilometers kostete China umgerechnet eine Millionen Euro. Denn sie führt mitten hinein in Chinas "Meer des Todes", in eine Salzwüste, wo 200 Tage im Jahr heftige Stürme toben.

Pekings Eisenbahningenieure ließen am Sonntag nach zwei Jahren Bauzeit und extremen Anstrengungen die letzte Verbindungsschiene beim Endbahnhof "Luozhong" im Städtchen Lop Nor legen. Damit gibt es erstmals eine Bahnverbindung mitten hinein in die Salzsee-Wüste Lop Nor im Tarimbecken von Nordwestchinas Xinjiang.

Der 1972 nach Jahrzehnten von Umweltzerstörung und Wüstenbildung völlig ausgetrocknete Salzsee lag einst im Zentrum einer geologisch und geschichtlich bedeutenden Region mit dem legendären Königreich der Loulan.

Kein Platz für Passagiere

Sven Hedin und andere berühmte Erforscher der Seidenstraße konnten auf der Suche nach den Spuren der alten Zivilisationen Anfang des 20. Jahrhunderts noch Teile des Sees mit einem Boot befahren. Sie hätten sich nicht im Traum in den unwirtlichen und gefährlichen Wüstengebieten am Rande der Taklamakan eine Bahnverbindung vorstellen können.

1980 verscholl Chinas bekannter Geologe Peng Jiamu spurlos bei einer Lop-Nor-Expedition in der Wüste. Das Gebiet war so abgelegen, dass China in der Tiefe der eingetrockneten Salzwüsten 1964 seine erste Atombombe testen ließ.

Peking plant Ende Oktober die feierliche Eröffnung der "Ha-Luo Tielu", die Ha-Luo-Bahn. Die Regierung unter Hu Jintao sieht die Zugverbindung als "Geschenk" an sich selbst und Präsent zum 18. Parteitag der kommunistischen Partei.

Trotz neun Stationen, an denen die Bahn hält, hat sie keinen Platz für Touristen oder Passagiere. Der Fracht- und Güterzug führt von der Großstadt Hami, wo er Anschluss an die Bahnverbindung "Ürümqi – Lanzhou" hat, durch die Wüste bis zur Endstation Luozhong im Städtchen Lop Nor. Dort leben nur 4200 Menschen. Die Bahntrasse führt über Salz und Gestein wie über eine "Kruste".

380 Mio. Euro für Düngemittel

Die Arbeiter mussten die Gleise unter extremen Temperaturen verlegen. Im Winter fiel das Thermometer auf minus vier Grad. Im Sommer erhitzten sich die Schienen unter direkter Sonneneinstrahlung auf 70 Grad, schrieb die "Arbeiterzeitung" (Gongren Ríbao). Alle Lebensmittel und vor allem Wasser mussten ständig herangeschafft werden.

Der Bahnbau ist eine technische Pionierleistung chinesischer Ingenieure und hat die drei Projektpartner, das Eisenbahnministerium, Xinjiangs Lokalregierung und die SDIC-Investmentgruppe rund drei Mrd. Yuan (380 Mio. Euro) gekostet. Peking glaubt, dennoch ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Mit dem Güterzug werden die Kalisalze abtransportiert, die Chinas Landwirtschaft als Düngemittel braucht.

In Lop Nor wurden Lagerstätten von 500 Millionen Tonnen nachgewiesen. China verbraucht zehn Millionen Tonnen des Düngemittels im Jahr, von denen es 70 Prozent importieren muss, schrieb die Nachrichtenagentur Xinhua. Lop Nors Kalisalze wurden bisher über teure Straßentransporte erschlossen. Mit der Bahn halbieren sich die Kosten.

Sie könne bis zu 30 Millionen Tonnen Kalisalze pro Jahr befördern, schrieb China Daily. Doch in der Wüste schlummert noch mehr: Das "Meer des Todes" ist reich an Kohle, Metall, Kupfer und Gold.

(Quelle: die welt-online 23.07.2012)
Suggest To A Friend
  Print