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China setzt auf Waren statt auf Waffen

2012-08-28
 Längst ist die Welt nicht mehr so übersichtlich wie in den Neunzigern, als die USA mit ihrem US-Dollar und ihrer Armee dominierten, während die Chinesen mit sich selbst beschäftigt waren. Die Asiaten waren damals noch dankbar für Prosperität und Sicherheit "made in USA". Mit der Asienkrise 1997 kam jedoch die Skepsis. Länder wie Thailand und Südkorea stürzten noch tiefer, nachdem überwiegend amerikanische Berater des Internationalen Währungsfonds (IWF) sie gezwungen hatten, ihre Märkte weiter zu öffnen.

Inzwischen haben die Regierungen in Asien die Qual der Wahl zwischen wirtschaftlichem Aufschwung mit China oder dem Sicherheitsversprechen der USA. Immer häufiger fällt die Entscheidung zugunsten des Aufschwungs. Kraftwerke und Exportchancen kommen bei den Bürgern besser an als amerikanische Militärstützpunkte und Kampfjets. Und das, obwohl die Chinesen in Asien nicht sonderlich beliebt sind, seit ihr Wirtschaftsboom alle in den Schatten stellt.

Insofern klingt die vollmundige Ankündigung Barack Obamas während seiner jüngsten Asienreise im vergangenen November wie das einsame Rufen im Walde: "Wir sind gekommen, um zu bleiben." Zuvor hatten seine Militärs lange vergeblich versucht, ein asiatisches Land davon zu überzeugen, neue US-Truppen bei sich zu stationieren. Am Ende blieb nur Australien. Nicht einmal die Indonesier, die gerade neue F16-Kampfjets bestellt hatten, wollten US-Truppen im Land. Und selbst auf die japanischen Politiker, traditionell die engsten Freunde der USA, kann sich Washington nicht mehr blind verlassen. Nach öffentlichen Protesten war Premier Yoshihiko Noda im April gezwungen, 9 000 Marines von Okinawa abziehen zu lassen. Und das, obwohl sich der Streit mit China um rohstoffreiche Inseln gerade wieder zuspitzt.

Der Teilrückzug der Amerikaner wird von Peking belohnt. Er bedeutet neue Spielräume für Japans strauchelnde Wirtschaft beim größten Handelspartner. Der Ausbau des US-Raketenschildes in Asien wird unter diesen Umständen schwierig. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton hatte vor vier Wochen wenig Glück, als sie demonstrativ in Chinas Nachbarstaaten reiste. In Vietnam sprach sie über Militärkooperationen - ohne Resultate. Chinesische Firmen haben in Vietnam inzwischen über 15 Milliarden Dollar investiert.

Gleichzeitig unterhöhlt Peking die Macht des US-Dollars in Asien, indem es den wichtigsten asiatischen Ländern anbietet, direkt in chinesischem Yuan zu handeln. Die verärgerten Amerikaner können wenig tun. Bei einem Handelskrieg würden sie schon jetzt den Kürzeren ziehen.

Nach der US-Invasion im Irak haben chinesische Konsortien dort doppelt so viele Ölfelder bekommen wie amerikanische. Und immer, wenn die US-Beziehungen zu Pakistan wieder auf dem Nullpunkt sind, helfen die Chinesen gerne aus. Selbst in Afrika sind die Amerikaner abgeblitzt. Kein Land dort will die US-Kommandozentrale für Afrika beherbergen. Sie ist bis heute in der Nähe von Stuttgart.

Hinterlässt der schwindende Einfluss der Amerikaner ein militärisches Machtvakuum, das die Chinesen nutzen können? Dazu sind sie auf absehbare Zeit nicht in der Lage. Und sie wollen es auch gar nicht. Im globalen Machtkampf setzen sie auf Waren statt auf Waffen. Investieren und verkaufen ist besser als besetzen und zwingen. Setzen sich die Chinesen damit durch, wären die Zeiten der großen Armeen vorbei. Rückfälle nicht ausgeschlossen.

(Quelle: Handelsblatt, Autor:Frank Sieren)

 
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