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Chinas Aufstieg schreckt Deutsche nicht

2012-11-02

Asien ist in den Augen der Deutschen mittlerweile so stark, dass es Jugendlichen bessere Aussichten bietet als Europa. Das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zum "Aufstieg Asiens", die dieser Zeitung exklusiv vorliegt. Demnach sagen 56 Prozent der Befragten, es treffe "mit Sicherheit" oder "wahrscheinlich" zu, dass junge Menschen in Asien künftig bessere berufliche Chancen hatten als in Europa. Insgesamt zeigt die Auswertung, dass der Konkurrenzdruck aus Asien zunimmt, vor allem aus China, dass die Deutschen aber der Qualitat ihrer Produkte und Ausbildung vertrauen, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Fur die Untersuchung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat das Forschungsinstitut TNS Emnid Ende September mehr als tausend Personen als repräsentativen Querschnitt der deutschen Gesellschaft befragt.

Genau die Halfte der Antwortenden sieht die zunehmende Bedeutung Asiens als Chance für Deutschland, 39 Prozent halten sie für eine Bedrohung. Die Haltung ist abhängig vom Bildungsgrad: Eine relative Mehrheit der Volksschüler ohne Lehre betont die Gefahren, während 60 Prozent der Abiturienten oder Universitätsabsolventen den asiatischen Aufstieg positiv sehen. Was die Beschäftigungseffekte angeht, halten Personen mit einem geringen Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1OOO Euro im Monat die Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt für besonders negativ. Unter allen Teilnehmern sind es 42 Prozent die erwarten, dass der asiatische Erfolg in der Heimat Stellen kosten wird.

Dennoch ist die Bevolkerung mit Blick auf Deutschlands internationale Stellung zuversichtlich. Eine überwaltigende Mehrheit von 80 Prozent ist sich sicher, dass das Land die Herausforderungen aus Asien meistern kann; bei den Hochgebildeten sind es 86 Ptozent, bei den Geringgebildeten 68 Prozent. Der Optimismus rührt unter anderem daher, dass 71 Prozent darauf vertrauen, dass Deutschland trotz wachsender Konkurrenz in Forschung und Technologie führend bleibt.

Skeptisch beurteilen die Befragten die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen in Asien selbst. Fast zwei Drittel glauben nicht, dass die Politik in diesen Ländern einen groBeren sozialen Ausgleich und eine bessere Absicherung der Menschen verfolgen wird. Annähernd ebenso viele sind pessimistisch, was die Frage betrifft, ob der Aufschwung in Asien den Wohlstand in der Welt gerechter zu verteilen helfe. Auch dass der Erdteil demokratischer werde,erwarten deutlich weniger als die Hälfte. Sehr gering ist das Vertrauen, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften künftig mehr Verantwortung für den Umwelt- und Klimaschutz übernehmen werden. 82 Prozent sind überzeugt, dass diese Aufgaben in erster Linie bei den Deutschen und Europäern verbleiben.

Die Umfrage zeigt, dass die Deutschen Asien nicht als einheitlichen Block wahrnehmen, sondern nach Ländern differenzieren. Bemerkenswert ist, dass die Position Chinas inzwischen als stärker angesehen wird als die Japans. In einigen Feldern war das zu erwarten. So wird China als größerer Konkurrent in der Beschaffung von Rohstoffen und Energie angesehen. Auch sei die Volksrepublik als Markt für deutsche Produkte deutlich wichtiger als das Nachbarland. überraschender ist, dass 62 Prozent der Befragten das autoritäre Ein-Parteien-Regime in China, das nachweislich die Menschenrechte missachtet, fur einen bedeutenden politischen Partner Deutschlands in Asien halten. Auf den demokratischen Rechtsstaat Japan bezogen sind es nur 59 Prozent. Eine Mehrheit sieht die Volksrepublik, die über die höchsten Devisenreserven der Welt verfügt und dennoch Entwicklungshilfe erhält, als einen "finanzkräftigen Investor im Kampf gegen die Euro-Krise". Den Japanern traut das nur eine Minderheit zu.

(Autor: Christian Geinitz, Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, den 2. November )

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