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Chinesische Investoren im Dilemma

2013-02-02
 

Chinesische Unternehmen wollen globale Mitspieler werden. Ihr Kapital

ist gefragt. Aber oft wird ihnen mit Misstrauen begegnet. Kulturelle

Unterschiede und mangelnde Erfahrungen sind große Hindernisse.

- Retter in der Not oder gefährlicher Drache?

 Den Investitionen aus China wird in Deutschland oft mit gemischten

Gefühlen begegnet. Deutsche Unternehmen in Schieflage hoffen zwar auf

kapitalkräftigeInvestoren aus dem Reich der Mitte. Aber wenn

Chinesen dann etwa deutsche Traditionsunternehmen übernehmen, gibt es

Vorbehalte. Es wird mangelnde Transparenz deschinesischen Käufers

beklagt, möglicher Technologieklau befürchtet oder pauschal vor dem

Ausverkauf der deutschen Wirtschaft nach China gewarnt.

Dahinter steckt zwar häufig ein kräftiger Schuss Irrationalität,

aber manchmal sindchinesische Unternehmen auch nicht ganz unschuldig

an solchen Missverständnissen. «Chinesische Investoren müssen sich

besser mit der deutschen Öffentlichkeit auseinandersetzen und ihre

Ziele erklären», sagt der China-Sprecher des

Asien-Pazifik-Ausschusses (APA) der deutschen Wirtschaft, Martin

Brudermüller. «Da sind sie nicht gut. Das müssen sie noch lernen.»

Oft werde beichinesischen Investoren nicht klar, welche Ziele sie

mit einer Übernahme verfolgten. «Das führt schnell zu negativen

Einstellungen», sagt Brudermüller. Es sei Teil deutscher

Geschäftskultur, Motive durchschaubar zu machen. So ließen sich

Mitarbeiter motivieren, gemeinsam auf einen Erfolg hinzuarbeiten.

«Aber imchinesischen Kulturkreis ist das nicht etabliert.»

Abhilfe könnte die Gründung eines Verbandes chinesischer

Unternehmer in Deutschland schaffen. Eine solche Organisation könnte

nicht nur Misstrauen abbauen, sondern auchchinesischen Unternehmen

beim Einstieg im deutschen Markt helfen. Das ist notwendig, weil

chinesische Investoren das Geschäftsklima in Deutschland und Europa

insgesamt als schwierig empfinden, wie eine Studie der Europäischen

Handelskammer in China gerade herausgefunden hat.

Aber auch auf chinesischer Seite ist das Verhältnis zu Europa

zwiespältig. Einerseits wird bei politischen Gesprächen vage beklagt,

chinesische Unternehmen seien in Europa nicht willkommen. Investoren

selbst sehen Europa aber durchaus als investitionsfreundlichen und

offenen Markt an, tun sich aber sehr schwer im Tagesgeschäft, weil

die Rahmenbedingungen oft als undurchdringlich empfunden werden.

Es sind nicht nur die Visa und Arbeitsgenehmigungen, die schwer zu

bekommen sind. Die Tücken der Arbeitsgesetze sind für Chinesen oft

schwer verständlich und höchst ungewohnt. Es fehlt Verständnis und

Erfahrung, ein Unternehmen auf einem modernen Markt wie Europa zu

steuern, der schnell sehr teuer werden kann. Oft wird aus

Kostenüberlegungen schon auf Unternehmensberater verzichtet.

Zwar ist der Umfang der Investitionen aus China noch gering, aber

die Tendenz steigend. Die Motive sind vielschichtig. Für Chinas

Telekommunikations-Unternehmen und weltgrößten Netzwerkausrüster

Huawei ist Deutschland ein bevorzugter Standort, um seine Geschäfte

in Europa auszuweiten. 85 Prozent derInvestoren in der EU-Studie

wollen ihre Produkte und Dienstleistungen in Europa anbieten.

Aber auch Maschinenbauer sind interessant, weil Technologie

erworben werden kann. Marken und Kompetenzen werden gestärkt. Der

starke Yuan gegenüber dem Euro macht Aufkäufe billiger. Die Krise in

Europa bietet neue Gelegenheiten. «Es ist jetzt leichter ist, ein

gutes Geschäft zu machen», sagt EU-Kammerpräsident Davide Cucino.

Aber «Schnäppchenkäufe» sind nicht unbedingt die besten, warnt

APA-China-Sprecher Brudermüller. «Es setzt sich zunehmend die

Erkenntnis durch, dass man ein gesundes Unternehmen kaufen sollte.»

Weil die aber nicht so einfach zu haben sind, hat er keine Angst vor

einem Ausverkauf der deutschen Industrie. Auch lasse sich Technologie

nicht einfach absaugen, um es dann billiger in China zu machen, sagt

Brudermüller. Ohne eine qualifizierte Belegschaft werde das Vorhaben

scheitern. «Insofern ist es schon schlauer, es in Europa zu lassen.»

 (Quelle: dpa, Autor Andereas Landwehr )

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