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Frühlingsfestverkehr":Härtetest für Chinas Verkehrssysteme

2013-02-08
 
                    

Jedes Jahr rund um das chinesische Frühlingsfest setzt die größte Völkerwanderung der Welt ein. Wenn das Milliardenvolk sich auf den Weg zu den Verwandten macht, geht das Verkehrssystem in die Knie.

Dieses Mal hat der 21-jährige Ye Tao es anders gemacht: Von seinem Studienort in der südchinesischen Metropole Guangzhou ist er die 600 Kilometer in seine Heimatstadt Zhanjiang mit dem Fahrrad gefahren. Fünf Tage lang hat er sich abgestrampelt, um zum Frühlingsfest zu Hause zu sein. Aber die Anstrengung sei ihm lieber gewesen als die Fahrt mit dem Bus oder dem Zug: "Früher bin ich mit der Bahn gefahren. Aber die Züge sind zu dieser Zeit unerträglich voll. Überall die Menschenmassen. Wenn man auf die Toilette möchte, muss man stundenlang Schlange stehen."

Sie hat wieder begonnen, die größte Völkerwanderung der Welt. Rund um das chinesische Frühlingsfest oder Neujahr, wie es auch heißt, ist das Milliardenvolk auf Achse. Ein Albtraum für die Verkehrsplaner: Die Behörden rechnen in diesem Jahr zwischen dem 26. Januar und dem 7. März mit  3,4 Milliarden einzelnen Reisen, wobei vom Umsteigen unterbrochene Streckenabschnitte einzeln gezählt werden. Besonders eng sollte es vor dem 9. Februar, dem Silvestertag, werden. Die Tradition will es, dass die sonst verstreut lebenden Großfamilien dann gemeinsam zu Abend essen und um Mitternacht mit Feuerwerk das neue Jahr (diesmal das Jahr der Schlange) einläuten.

Wanderarbeiter, Studenten, Touristen

An der Völkerwanderung sind vor allem drei Gruppen beteiligt. Da sind einmal die rund 240 Millionen Wanderarbeiter, die auf der Suche nach besseren Verdienstmöglichkeiten ihre Dörfer in Richtung der reichen Städte im Osten Chinas verlassen haben und vor dem Frühlingsfest nach Hause fahren. Zweitens die Studenten, die von Ende Januar bis Ende Februar Semesterferien haben und wie Ye Tao zum wichtigsten Familienfest der chinesischen Welt zu Hause sein wollen. Und drittens die "normalen" inländischen Touristen, die die landesweite Ferienwoche vom 9. bis 15. Februar gerne nutzen, um noch etwas Urlaub anzuhängen und sowohl innerhalb als auch außerhalb Chinas zu reisen.

Um den Massenandrang zu bewältigen, sollen täglich  2,6 Millionen Fernbusse mit einer Transportkapazität von insgesamt 78 Millionen Passagieren fahren. Die Bahn setzt 5300 Fernzüge täglich ein, und die chinesischen Flughäfen sollen täglich rund zehntausend Flüge abfertigen.

Dennoch gehen erneut Millionen Wanderarbeiter trotz stundenlangem Anstehen vor den Kartenschaltern leer aus. Oft sind die Tickets bereits nach wenigen Minuten schon ausverkauft. Auch die Online-Buchung funktioniert bei der sprunghaft ansteigenden Nachfrage nur lückenhaft. Die Lücke füllen trotz Androhung empfindlicher Strafen die Schwarzhändler.

"Frühlingsfestverkehr" seit Ende der 1980er Jahre

                             So geht's auch - wenn man jung und Student ist.

Noch vor dreißig Jahren gab es den Begriff "Frühlingsfestverkehr" nicht, er tauchte erst in den späten achtziger Jahren in den Medien auf. Damals begannen die Männer vom Land, in großer Zahl als Wanderarbeiter in den Osten zu ziehen. Sie dürfen  ihren Wohnsitz nicht in den Metropolen anmelden, in denen sie arbeiten. Ihre Familien müssen sie in der entfernten Heimat  zurücklassen, nicht nur die Eltern, sondern oft auch die Kinder. "Wenn das Problem nicht gelöst wird, dass jährlich zum Frühlingsfest Hunderte Millionen Chinesen nach Hause fahren müssen, dann bleibt unser Verkehrsystem massiv überlastet", so Wirtschaftsprofessor Zhao Jian von der Jiaotong-Universität in Peking gegenüber der Deutschen Welle. "Das Problem ist der ungebremste Zug in die Städte." 

Die Urbanisierung aber schreitet in China mit Riesenschritten weiter voran. Deshalb wird sich an der Problemlage vorerst nichts ändern und Ye Tao wahrscheinlich auch nächstes Jahr wieder mit dem Fahrrad nach Hause fahren.

(Quelle: DW.de)

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