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Deutsche Baumaschinen im Abseits?

2013-07-15
 

Maschinenbau

Jahrelang war der Immobilienmarkt auf einem Höhenflug und Baumaschinen verkauften sich weltweit gut. Nach der Finanzkrise sind vor allem die chinesischen Hersteller zu einer großen Konkurrenz geworden.

Es werden noch Baumaschinen gekauft - allerdings weniger in den Industrieländern. Laut einer Studie der Beratung Oliver Wyman werden hier die Märkte bis 2020 zwar um jährlich rund 1,6 Prozent wachsen. Ganz anders sieht es aber in China und verschiedenen Schwellenländern aus. Vor allem in den Ländern entlang des Äquators sind im selben Zeitraum Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent möglich. "Hier steht ein völlig neues Marktvolumen zur Verteilung an", sagt Romed Kelp, Baumaschinenexperte bei Oliver Wyman. In Summe würden die neuen Schwellenländer entlang des Äquators ihr Marktvolumen bis 2020 um rund ein Drittel steigern und dann einen Anteil von fast 30 Prozent am Weltmarkt aufweisen.

Einfache Maschinen für Wachstumsmärkte

Stark im Geschäft sind inzwischen vor allem die chinesischen Hersteller. Ihr Anteil am Weltmarkt ist von 15 Prozent vor dem Jahr 2008 auf heute 30 Prozent gestiegen. Zum einen liegt das natürlich am großen Heimatmarkt, aber China exportiert auch in Schwellenländer, wo es keine lokalen Baumaschinenhersteller gibt. "Die typischen westlichen Produkte von den namhaften Herstellern sind technologisch sehr hochstehend, sehr spezifisch auf bestimmte Aufgaben ausgerichtet und entsprechend komplex. Damit kann die westliche Welt gut bedient werden", sagt Kelp vom Oliver Wyman gegenüber der Deutschen Welle. "Der Massenmarkt in den aufstrebenden Schwellenländern verlangt jedoch deutlich einfachere Produktarchitekturen, die man leichter warten kann, die weniger Elektronik haben und robust sind." Und damit seien die chinesischen Standard-Baumaschinen viel besser geeignet als die europäischen Hightech-Produkte. Zudem könne man nicht einfach westliche Maschinen nehmen und sie vereinfachen, so Kemp. Denn auch wenn man ein bisschen Elektronik und Technologie rausnehme, seien die Maschinen immer noch deutlich zu teuer für die Wachstumsmärkte.

Deutsche Hersteller nicht im Abseits

Joachim Schmid, Baumaschinenexperte vom Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), macht sich keine Sorgen um die Marktpräsenz der deutschen Hersteller in den Wachstumsmärkten. Zwar findet auch er: "Die technischen Anforderungen an Maschinen zwischen einem regulierten Markt wie Europa und unregulierten Märkten wie in Afrika sind schon ganz schön auseinandergedriftet." Ein Grund dafür sei, dass die Motoren und Abgasnachbehandlungssysteme, die in den westlichen Ländern vorgeschrieben seien, sehr komplex geworden sind. In manchen Ländern könnten die Kunden sie nicht bedienen, nicht warten und auch nicht bezahlen, erklärt Schmid gegenüber der DW.

Dieser Problematik würden sich die Deutschen aber stellen. "Fakt ist, sie müssen mittlerweile zweierlei Maschinen anbieten: Hochentwickelte für die Industriemärkte und weniger Hochentwickelte für Märkte in Schwellenländern", so Schmid. Beispielsweise könnten sie Maschinen verkaufen, die vor etlichen Jahren im Westen Standard waren. "Die Qualität von solchen Maschinen ist immer noch deutlich besser als die eines chinesischen Herstellers aus der zweiten Reihe."

 

Verschlafen die Deutschen den Trend?

Bei Oliver Wyman meint man, die westlichen Baumaschinenhersteller müssten dringend handeln. Wenn die Deutschen auf den Wachstumsmärkten präsent sein wollten, müssten sie aktiver werden. Die Chinesen treiben das Geschäft dort bereits stark an. "Gerade in Afrika gab es eine Zeit lang eine gute Symbiose aus staatlichem und unternehmerischem Handeln", sagt Kemp. "Der chinesische Staat hat zum Teil Entwicklungshilfe gegeben, um dafür an bestimmte Rohstoffe heran zu kommen und damit eben viele Maschinen in das Land gebracht." Auch über staatliche Finanzierung von Infrastrukturprojekten und klassische Absatzfinanzierung hätten die Chinesen ihren eigenen Markt für Baumaschinen geschaffen. Und sie investierten immer mehr in die Qualität ihrer Produkte und in Serviceinfrastrukturen. Wenn aber die Kunden erst mal Erfahrung mit chinesischen Produkten sammeln würden, und wenn es Strukturen gebe wie Servicenetze und Ersatzteilversorgung, dann werde es für westlichen Produzenten schwierig, in den Markt zu kommen.

Eine große Herausforderung für die Deutschen: Sie müssten ihre Position im Heimatmarkt verteidigen und weiterhin die lukrativen Nischen für hochqualitative Baumaschinen im chinesischen Markt besetzen, so der Rat von Kelp. Daneben sollten sie aber auch neue Strategien für die Wachstumsmärkte entwickeln. So sollten lokale Partner, Produkte und Strukturen eingebunden werden. Würden beispielsweise Produkte in eigenen Fabriken in Schwellenländern hergestellt, dann könne man zu den "vor-Ort-Kosten" produzieren, heißt es in der Studie von Oliver Wyman. Oder man könne Partnerfirmen für Verkauf, Schulung und Instandhaltung der Maschinen suchen und die Produkte in Partnerfabriken gegen Lizenz fertigen lassen.

Kein Druck beim VDMA

Schmid vom VDMA meint dagegen, es gebe keinen großen Druck, jetzt zu handeln. "Wir müssen sehen, dass diese Märkte, die jetzt im Kommen sind, noch kein großes Volumen haben. Das heißt, da ist Zeit, sich entsprechend aufzustellen." Und je weiter sich so ein Markt entwickeln würde, desto höher würden auch die Ansprüche. Und hohe Ansprüche könnten nicht ohne weiteres von chinesischen Herstellern bedient werden, weil die Deutschen technologisch deutlich die Nase vorn hätten, erklärt Schmid. Außerdem würden in den Schwellenländern auch Gebrauchtmaschinen aus Europa verkauft, so dass die Produkte der Deutschen durchaus bekannt seien. "Die deutschen Hersteller sind auf einem Plateau mit ordentlichem Volumen angelangt. Zwar gibt es aktuell kein Wachstum, das stellt aber kein Problem dar, weil wir uns auf einem vernünftigen Niveau befinden."

  (Quelle: DW.DE,Autorin:Insa Wrede)  

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