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Deutschlands Angst vor China

2013-07-22

                 

Rücksichtslos und machtbesessen: So schätzen viele Deutsche China ein. Das Image der Volksrepublik hat sich weltweit kaum verbessert, heißt es in einer neuen internationalen Studie. Warum ist das so?

China missachtet die Rechte seiner Bürger. Das Land versucht hauptsächlich, seine eigenen Interessen in der Welt durchzusetzen. Die Volksrepublik könnte die USA als größte Supermacht bald ablösen: Alle diese Aussagen stoßen in Deutschland auf eine breite Mehrheit, Deutsche sind dabei fast immer skeptischer als andere befragte Nationen. Das hat das "Pew Research Center" mit Sitz in Washington in einer aktuellen Umfrage herausgefunden. Nur etwa jeder vierte Deutsche bewertet China auch positiv.

Für die Unternehmensberaterin Therese Geulen sind diese Ergebnisse keine große Überraschung: Die Ostasien-Expertin berät Firmen dabei, ihr Engagement in China zu reorganisieren und neu auszurichten. Therese Geulen erkennt eine aggressive chinesische Außenpolitik: "China hat ein großes Selbstbewusstsein, dass sein Platz in der Welt ganz vorne ist." Und das verursache bei vielen anderen Staaten Unwohlsein.

Missverständnisse und Unwissen

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Deutsche, die mit Chinesen beruflich zu tun haben, beschwerten sich immer wieder über die "gemeinen Chinesen", so Geulen. Aber die meisten Probleme entstünden durch Missverständnisse und Unwissen. Wer einen Teil Chinas kenne, sollte nicht davon ausgehen, auch den Rest zu verstehen. Das gelte ebenso für Europa: "Spanien ist auch nicht Luxemburg", sagt die Unternehmensberaterin im DW-Gespräch. "Das schlechte China-Bild liegt auch daran, dass Chinesen nicht so charming sind wie Italiener oder Amerikaner. Chinesen wirken immer sehr spröde", meint Geulen. Würde man Chinesen aber genauer kennenlernen, dann stoße man auf viel Tiefe, Wissen und Interesse.

Unwissen ist das größte Problem, glaubt auch Carsten Senz, der in Deutschland für das chinesische Unternehmen Huawei arbeitet. Er hat vor einigen Monaten eine eigene Studie des Konzerns zum Chinabild in Deutschland mitbetreut. Sie kommt zum Ergebnis: Nur sieben Prozent der Deutschen haben wirkliche Kenntnisse über China. "Die Furcht vor China ist an keinen Details festzumachen", sagt Senz. "Die Angst ist schwer zu fassen." Am ehesten noch greifbar sei die Angst vor dem ökonomischen Aufstieg Chinas. Aber davon habe die deutsche Wirtschaft auch stark profitiert.

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Ähnlichkeiten und Unterschiede

Auch die Huawei-Studie kommt zum Schluss, dass eine relativ große Mehrheit der Deutschen China in vielen Bereichen als bedrohlich ansieht, unter anderem wegen der schlechten Menschenrechtslage und dem Supermacht-Anspruch. Dabei müsse man aber unterscheiden zwischen Politik und Wirtschaft auf der einen und den Menschen selbst auf der anderen Seite, betont Carsten Senz. Der Sinologe hat in China studiert und gearbeitet und sieht auch viele Ähnlichkeiten zwischen Deutschen und Chinesen.

Unternehmensberaterin Therese Geulen berichtet ebenfalls, dass Deutsche und Chinesen gut zusammenarbeiten können. "Wenn die Teams richtig aufgestellt sind, kann sehr viel Kreativität, Gemeinsamkeit und Freude an der Arbeit entstehen." Bei deutsch-japanischen Teams sei das schon schwieriger.

Freunde und Feinde

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Auch bei Japanern und Chinesen gibt es große Probleme. Die "Pew Research"-Studie hat ermittelt, dass Japan von den befragten 39 Ländern die schlechteste Meinung zu China hat. Dort sagten nur fünf Prozent der Befragten Positives über das Nachbarland. Die beiden Länder haben immer noch Gebietsstreitigkeiten und sind historische Rivalen, vier von fünf Japanern beschreiben diese Konflikte in der Studie als groß oder sehr groß.

Chinas beste Freunde sitzen in Malaysia, Pakistan, Kenia und dem Senegal. Auch einige lateinamerikanische Länder haben schon seit einigen Jahren eine sehr positive Meinung zu China. Und obwohl das Bild in den befragten europäischen Ländern eher negativ ist, gibt es mit Griechenland einen echten Ausreißer: 59 Prozent der befragten Griechen stehen China positiv gegenüber. Huawei-Mitarbeiter Carsten Senz glaubt, das könne mit Chinas Finanzkraft zusammenhängen. "China hat in Griechenland viel investiert und auch Arbeitsplätze geschaffen", so Senz. In der wirtschaftlichen Situation, in der sich Griechenland gerade befinde, könne das sehr positive Auswirkungen auf das chinesische Image haben.

So unterschiedlich China weltweit auch wahrgenommen wird: Die Chinesen sehen sich zumindest selbst noch nicht richtig dargestellt. Die "Pew-Research"-Umfrage gibt auch an, dass eine Mehrheit von 56 Prozent der Chinesen sich wünscht, dass ihr Land weltweit mehr Anerkennung bekommt.

(Quelle:DW.DE)

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