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Im Reich der Sitte

2013-09-08

Die Chinesen sind Reiseweltmeister, fast 100 Millionen verbringen ihren Urlaub im Ausland. Auch die Pyramiden von Giseh sind nicht mehr sicher.
 

Von Kai Strittmatter, Peking

Mitten in der Hauptstadt sitzt das Zentrale Komitee für die Steuerung des Aufbaus der geistigen Zivilisation. Wie wichtig dieses Amt ist, lässt sich an der Erschöpfung seiner Mitarbeiter erkennen, die man ans Telefon bekommt. "Und jetzt müssen wir uns auch noch darum kümmern." Der Beamte, der nur anonym und nur als Privatmann zitiert werden möchte, meint den "Kompass für das zivilisierte Reisen", den sie gerade neu aufgelegt haben. Es ist nämlich so, sagt der Beamte: "Wir tun unser Möglichstes, die Qualität der chinesischen Touristen zu erhöhen."

Die "Qualität der Bürger zu verbessern" ist ein altes Hobby von Chinas Regierenden. Dass es nun die Touristen trifft, liegt daran: Chinesen sind Reiseweltmeister. Die Amerikaner haben sie schon lange hinter sich gelassen, die Deutschen im letzten Jahr überholt. 83 Millionen Chinesen reisten 2012 ins Ausland, in diesem Jahr sollen es schon 94 Millionen sein. Grund genug, für Chinas Staatssender CCTV, sich vor Kurzem eine Woche lang jeden Abend in seinen Hauptnachrichten dem Phänomen zu widmen. "In den letzten Jahren sind die Geldbörsen der Chinesen immer dicker geworden", sagt die Moderatorin. Das ist gut. Aber: "Für die Bürger überall auf der Welt sind diese Leute immer mehr ein Spiegel, über den sie China kennenlernen." Und das macht der Regierung ein wenig Angst.

"Sie sind wie wir vor zwanzig Jahren"

Warum? Man bekommt eine Ahnung von der Antwort zum Beispiel in einem Reisebus voller chinesischer Touristen in Taipeh, wo die taiwanische Reiseleiterin gleich in der ersten Minute zur Sache kommt: "Wollt ihr, dass wir hier ein besseres Bild von euch Festlandchinesen bekommen?" Stummes Nicken. "Dann spuckt bitte nicht auf die Straße, raucht nicht in Nichtraucherlokalen und bemüht euch, ein wenig leiser zu sein." Oder bei dem Taxifahrer in der gleichen Stadt, der einem erzählt, er sei bis vor Kurzem Reiseleiter für chinesische Tour-Gruppen gewesen. "Das wurde mir einfach zu viel." Wieso? "Sie brüllen immer herum, sie können nicht Schlange stehen, sie werfen all ihr Geld raus für ihre Obsession mit Markenartikeln." Kurze Pause. "Sie sind wie wir vor zwanzig Jahren."

Warum Chinas Regierung findet, das gehe sie an? "Diese Touristen", sagt die Moderatorin des Staatsfernsehens, "beschädigen Chinas Image in der Welt."

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