Start   Bekämpfung COVID-19   Das Generalkonsulat   Konsularischer Service   Bildung und Kultur   Wirtschaft   Willkommen
in China
 
 Kontakt 
  Start > Generalkonsul HUANG Yiyang > Reden
Rede auf dem Empfang anläßlich des chinesischen Neujahrs 2007

2007-08-06

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Erwin,

Sehr geehrter Herr Regierungspräsident Büssow,

sehr geehrter Herr Landesminister a.D. und Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe des Landtags Schartau,

sehr geehrter Herr Stadtdirektor Rattenhuber,

liebe Landsleute und Chinafreunde,

meine Damen und Herren,

als einer der Ko-Gastgeber des heutigen Frühlingsfest-Empfangs darf ich zuerst Herrn Oberbürgermeister Erwin meinen aufrichtigen Dank dafür aussprechen, daß er unverzüglich zugesagt hat, den heutigen Empfang mit mir gemeinsam zu geben. Und diesen Dank hat auch sein Amtsleiter für Wirtschaftsförderung gut verdient; denn ohne die hervorragende Vorbereitung und Organisation von Herrn Mietke und seinem Team könnten wir heute nicht mit so einer tollen Stimmung rechnen. Dieser Dank richtet sich auch an alle Teilnehmer, insbesondere an diejenigen, die weit aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in die Hauptstadt des größten Bundeslandes gefahren sind, damit wir uns alle gemeinsam vom Jahr des Hundes verabschieden und den Beginn des goldenen Jahrs des Schweins feiern. Und nicht zuletzt gilt mein Dank auch der Huawei Deutschland GmbH und dem Düsseldorf China Center, die die heutige Veranstaltung großzügig unterstützt haben.

Meine Damen und Herren,

zum ersten Male findet ein Neujahrsempfang seit meiner Amtseinführung mit 2 Gastgebern statt; zum ersten Male wird ein Empfang vom Generalkonsulat China in Frankfurt seit seiner Einweihung nicht in Frankfurt gegeben; und zum ersten Male wird je ein Neujahrsempfang aller chinesischen diplomatischen Vertretungen in Deutschland seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahre 1972 nicht in der Stadt veranstaltet, wo sie angesiedelt werden. Diese drei „ersten Male", meine Damen und Herren, kommen ganz und gar nicht von ungefähr. Ich bin deshalb auf die Idee gekommen, den Neujahrsempfang mit Herrn Oberbürgermeister gemeinsam zu veranstalten, weil er früher bereits Empfänge für 3 Jahre in Folge zum chinesischen Neujahr gegeben hat; weil er das China Kompetenzzentrum initiert hat, unter deren Fachbetreuung inzwischen fast 200 chinesische Firmen registriert sind und sich wohl fühlen; und weil hier in Nordrhein-Westfalen die meisten Landsleute von mir im Vergleich zu allen anderen Bundesländern leben und die Landeshauptstadt eine der größten Hochburgen der Chinesen geworden ist; den jüngsten Befragungen durch die GfW zufolge sind bereits über 500 Niederlassungen chinesischer Unternehmen in Nordrhein-Westfalen eingetragen. Hier an der Düssel wurde das erste Konfuzius-Institut in meinem konsularbezirk unter großzügiger Unterstützung der Stadtverwaltung ins Leben gerufen. Hier in Nordrhein-Westfalen ist die erste chinesisch-deutsche Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und Wuhan, wo ich studiert habe, zustande gekommen; hier im Ruhrgebiet ist Nordrhein-Westfalen mit 3 Provinzen im Reich der Mitte verschwistert; hier in Nordrhein-Westfalen werden 19 Städtepartnerschaften mit dem Reich der Mitte unterhalten, allein die Landeshauptstadt pflegt Partnerschaftsbeziehungen mit 3 chinesischen Städten. Herr Oberbürgermeister, Vielehe war früher bei uns noch erlaubt; und heute im Sinne der Städtepartnerschaften ist Vielehe nicht nur erlaubt, sondern auch gern gesehen, Ihre Gattin wird beide Augen zudrücken und dies dulden. Sollten alle 46 Großstädte ab 100,000 Einwohner in meinem Konsularbezirk eine oder mehrere Städtepartnerschaften mit China haben, so könnte ich wirklich faulenzen und bräuchte nicht mehr intensiv für die Pflege der chinesisch-deutschen Beziehungen zu sorgen.

Meine Damen und Herren,

„Deutschland - ein Wintermärchen" von Heinrich Heine, der große Sohn der Stadt Düsseldorf, genießt auch in China hohen Bekanntheitsgrad. Im Jahr des Hundes hätten die Klinsmänner in Dortmund beinahe ein Sommermärchen geschaffen, all meine Landsleute in Deutschland hatten der deutschen Nationalelf beide Daumen gedrückt; aber die deutschen Handballer haben doch ein echtes Wintermärchen in Köln vollbracht: nach 70 bzw. 30 Jahren ist Deutschland zum 3. Male Weltmeister geworden. Herzlichen Glückwunsch liebe deutsche Freunde!

Meine Damen und Herren,

das Jahr des Hundes ist wirklich ein märchenhaftes Jahr. Im abgelaufenen Jahr sind das BIP Chinas um 10,7%, die Investitionen in Sachanlagen um 24%, der Einzelhandelsumsatz für Konsumgüter um 13,7%, und der Außenhandel um 23,8% gestiegen. Die Inflationsrate belief sich auf 1,5%, während die Arbeitslosenrate 4,1% betrug. Allerdings sind wir auch mit großen Herausforderungen konfrontiert, wie z.B. starke Umweltbelastungen, zunehmende Differenzierung der regionalen Entwicklung, unzureichende Sozialversicherung usw. Eine märchenhafte Performance hat ebenfalls die deutsche Wirtschaft im Jahr 2006 mit einer Steigerungsrate von 2,5% erfahren. Experten und Politiker rechnen auch im Jahr des Schweins mit einer positiven Fortentwicklung.

Die heutige Entwicklung in China ist meines Erachtens eine natürliche Folge der Reform- und Öffnungspolitik in den vergangenen 28 Jahren. Und während dieses Prozesses konnte und kann auch die deutsche Wirtschaft wie immer an den Ergebnissen der chinesischen Reformen teilhaben. Im Jahre 1978 bezifferte sich das Chinageschäft Deutschlands nur auf 1,36 Mrd. $, im Jahre 2006 ist es auf 78,19 Mrd. $ gestiegen. Die deutschen Ausfuhren ins Reich der Mitte haben einen Anteil von 42% der chinesischen Einfuhren aus allen EU-Ländern und machen ca. 5% der Gesamtimporte Chinas aus. Wie der Chefredakteur der „Wirtschaftswoche" im Sonderheft China 2006 feststellte, hat kein anderes Land jemals einen solchen Wachstumsschub geschafft, kein anderes sich der Weltwirtschaft so sehr geöffnet. Die FAZ schrieb am 29.09.2006 mit der Überschrift „Angst vor China" so: „auch viele deutsche Konsumenten haben nicht das Gefühl, daß sie ärmer werden, wenn sie in den Textil- oder Elektroniksupermärkten billige Ware aus Fernost kaufen und somit China und Indien zu Wohlstand verhelfen. Vom Welthandel profitieren viele, neben Arbeitern und Produzenten im Osten auch Verbraucher und Investoren im Westen. Ein großer Gewinner des Handels ist der Exportweltmeister Deutschland, nicht nur die Dax-Konzerne, sondern auch der Mittelstand."

Meine Damen und Herren,

trotz der ersten Errungenschaften der Reformen, trotz der manchmal zu hohen Wachstumsraten sind wir uns ganz im klaren, daß das Entwicklungsniveau in China immer noch niedrig ist. Die Probleme in Bezug auf Wirtschaft, Ökologie und Soziales, die uns stark herausfordern, zählen zu den größten und schwierigsten weltweit, die meines Erachtens nur durch Vertiefung weitergehender Reformmaßnahmen u.a. auch im politischen Sinne zu lösen sind. Wie unser Ministerpräsident Herr Wen Jiabao darlegte, ein kleines Problem bei uns in China mal 1,3 Mrd. ist durchaus ein riesiggroßes, eine große Leistung geteilt durch 1,3 Mrd. ist durchaus eine winzigkleine. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Länge der Eisenbahnstrecke bei uns pro Kopf gerechnet. Deren Pro-Kopf-Länge wird in den kommenden Jahrzehnten auch nicht wesentlich verbessert, weil wir jedes Jahr ca. 16 Mio. Geburten haben, trotz Familienplanung, die immer noch in die Kritik geraten muß. Und Deutschland verfügt über eine Eisenbahnstrecke von einer Länge von 45,500 km, pro Nase gerechnet 55cm, also fast 10mal so lang wie die chinesische. Ein weiteres Beispiel sehen wir in der Relation des Pro-Kopf-Einkommens Chinas zu dem Deutschlands: in China liegt es umgerechnet bei ca. 2,000 $, in Deutschland bei ca. 35,000 $, das bedeutet 17,5 mal so viel wie unseres. So besehen hat die Volksrepublik, die im selben Jahr wie die Bundesrepublik gegründet wurde, noch einen sehr langen Weg zu gehen, um den gegenwärtigen Stand von Deutschland einzuholen. Vielleicht könnte dies erst in 50 Jahren erreicht werden, aber bis dahin ist die deutsche Wirtschaft schon viel weiter nach vorne gesprungen. Daher brauchen Sie, sehr geehrter Herr Regierungspräsident, keine Angst vor China zu haben. Die Gewerkschaften hierzulande können ruhig für kürzere Arbeitsstunden weiter demonstrieren.

Meine Damen und Herren,

was uns Chinesen gegenwärtig am meisten interessiert, sind folgende 4 Dinge: die kontinuierliche Wirtschaftsentwicklung, die langfristige Stabilität der Gesellschaft, die schrittweise Steigerung des Lebensstandards und die friedliche Wiedervereinigung Chinas. Unser Traum ist, daß die 1,3 Mrd. Chinesen, die gut 1/4 der Weltbevölkerung ausmachen, ein Leben mit kleinem Wohlstand führen können. Weil wir ja wohl wissen, daß dies allein der größte Beitrag Chinas für die Menschheit ist. Wir wollen nicht nach Führungspositionen in der Welt streben. Was wir tun wollen und können, ist, daß wir weiterhin fleißig arbeiten, und zwar nach dem Vorbild der Deutschen, die das Wirtschaftswunder nach dem 2. Weltkrieg geschaffen haben.

Meine Damen und Herren,

mir ist eigentlich lieber, hier im größten Bundesland zu arbeiten, anstatt 100 mal in den vergangenen 8 Monaten seit meiner Amtseinführung zwischen der Mainzer Landstraße in der Frankfurter Innenstadt und dem Frankfurter Flughafen pendeln zu müssen. So könnte ich viel Zeit sparen, um mich für die substanzielle Zusammenarbeit einzusetzen. Damit es zustande kommt, müssen Sie, lieber Herr Regierungspräsident und Herr Oberbürgermeister, zuerst versuchen, Herrn Steinmeier davon zu überzeugen, daß Berlin den Wunsch gegenüber Peking äußert, ein weiteres Generalkonsulat in China einzurichten; und dann kann man über einen konkreten Standort in Deutschland beraten. Aber offenbar hat sich Ihr Außenminister zur Zeit noch um andere Fragen zu kümmern.

Meine Damen und Herren,

im Sinne viel Schwein zu haben im Jahre des Schweins, bitte ich Sie alle, mit mir das Glas zu erheben,

auf die Verständigung und Freundschaft zwischen der chinesischen und deutschen Bevölkerung,

auf die fruchtbaren Beziehungen der beiden Länder in jeder Hinsicht mit einer Win-Win-Perspektive,

auf das Wohl und die Gesundheit aller Anwesenden,

GONGXI FACAI (Werdet glücklich und reich!), und

GANBEI!

Suggest To A Friend
  Print