Start   Bekämpfung COVID-19   Das Generalkonsulat   Konsularischer Service   Bildung und Kultur   Wirtschaft   Willkommen
in China
 
 Kontakt 
  Start > Generalkonsul HUANG Yiyang > Reden
Grußwort auf dem Empfang der Deutschen Hongkong Gesellschaft anläßlich des 10. Jahrestages der Gründung der SAR Hongkong der Volkrepublik China

2007-08-06

Sehr geehrter Herr von Gottberg, Vorsitzender der Deutschen Hongkong Gesellschaft,

sehr geehrter Herr Pescod, Special Representative for Hongkong Economic and Trade Affairs to the EC,

meine Damen und Herren,

liebe Hongkong-Freunde,

es ist mir heute eine besondere Ehre und Freude, an dieser Veranstaltung teilnehmen und ein Grußwort halten zu dürfen. Als Generalkonsul der VR China in Frankfurt, wo auch Ihr Verein gegründet wurde und den Sitz hat, lieber Herr von Gottberg, möchte ich der Deutschen Hongkong Gesellschaft herzlich dafür danken, daß sie den 10. Jahrestag der Gründung der Sonderverwaltungsregion Hongkong der Volksrepublik China zum Anlass der heutigen Feier gemacht hat, daß sie seit der Gründung ihrer Gesellschaft zum Ausbau der Geschäftsbeziehungen und Verständigung sowie zum Abbau des Informationsdefizits kontinuierlich und wesentlich beigetragen hat.

Für die Deutsche Hongkong Gesellschaft habe ich eine besondere Sympathie. Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Beim Wassertrinken soll man diejenigen nicht vergessen, die den Brunnen ausgegraben haben". Im November 1986 war ich zum 1. Mal in Hongkong und wenige Monate später habe ich den Vorgänger von Herrn von Gottberg kennen gelernt, und seitdem war ich mit ihm eng und gut befreundet bis zum letzten Oktober. Herr Peter Hartlieb war der erste Deutsche, den ich nach meinem Amtsantritt im Mai 2006 in unserem Generalkonsulat empfangen habe. Ich vertraue darauf, dass die Deutsche Hongkong Gesellschaft weiterhin viel Erfolg hat unter dem Vorsitz von Ihnen, Herr von Gottberg.

Meine Damen und Herren,

als am 1. Juli 1997 die chinesische Flagge über dem „duftenden Hafen" gehisst wurde, war die Begeisterung der Chinesen in aller Welt riesig groß. Die verlorene Tochter kam wieder zum Mutterschoß zurück, die Souveränitätsfrage war nicht zu diskutieren. Diese Freude und Begeisterung sollte und kann meines Erachtens besser verstanden werden von Deutschen, die ebenfalls den Schmerz der Teilung erleben mußten. Allerdings war die Sorge damals vor 10 Jahren sehr groß -- außerhalb vom Festland und auch noch innerhalb von Hongkong. Ein typisches Beispiel dafür ist, dass das US-Wirtschaftsmagazin „Fortune" sogar „Hongkongs Tod" titelte. Doch der prophezeite Kollaps trat nicht ein, der Metropole geht es besser denn je, die Wirtschaft boomt synchronisch mit dem Festland, trotz der asiatischen Finanzkrise, trotz SARS und trotz der Vogelgrippe, die sich eine nach der anderen in den vergangenen 10 Jahren als große Herausforderungen für die junge Sonderverwaltungszonezone ereigneten. Die Kommunikation und Kooperation zwischen der Zentralregierung in Peking und der Regierung in Hongkong funktionieren hervorragend. „Ein Land - zwei Systeme", „Regiert durch Mitbürger in Hongkong", „hohes Maß an Autonomie", all diese Wörter sind nicht nur als neu erfundenes Vokabular jemals in der Geschichte bekannt, sondern auch Realität geworden, die anfangs auch in Hongkong unter vielen kein Vertrauen gefunden haben.

Heutzutage, meine Damen und Herren, gibt's kaum noch jemand, der daran zweifelt, daß die oben genannten Leitsprüche sich nicht bewähren würden. Unsere Sorge habe sich in weiten Teilen als nicht gerechtfertigt erwiesen, stellte die einstige Eisene Lady jüngst in der britischen BBC zum Thema Hongkong fest. Auch Chris Patten, letzter britischer Gouverneur der Kronkolonie, äußerte gegenüber Phoenix-TV in Hongkong: das Prinzip „ein Land - zwei Systeme" habe funktioniert, Hongkong sei frei und liberal. Der neue britische Außenminister David Miliband lobte in einer Erklärung den „bemerkenswerten Erfolg" Honkongs in den vergangenen 10 Jahren. Im Rahmen der sogenannten GASP (Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik) Erklärungen der Präsidentschaft im Namen der EU ist folgende Formulierung zu lesen: „Die Europäische Union spricht der Sonderverwaltungsregion Hongkong ihre Glückwünsche zum 10. Jahrestag ihrer Gründung aus. Der Grundsatz „Ein Land – zwei Systeme" hat sich in der Praxis allgemein bewährt, und Hongkong erweist sich weiterhin als erfolgreich. Die Europäische Union ist der Auffassung, daß die Anwendung des Grundsatzes „Ein Land – zwei Systeme" im Einklang mit der gemeinsamen britisch-chinesischen Erklärung von 1984 den Fortbestand von Stabilität und Wohlstand in Hongkong gewährleistet hat". Und die berühmte Schriftstellerin in Hongkong Liang Fengyi behauptete ebenfalls in einem Interview von Phoenix-TV: Die Freude der Bürger in Hongkong zum Zeitpunkt vom 1. Juli 2007 ist viel größer als die am 1. Juli 1997.

Also genug von Grundsätzen, Erklärungen, Stellungnahmen und Behauptungen, meine Damen und Herren, haben Sie noch ein bißchen Geduld für einige frischen Zahlen wie folgt:

  • Mittlerweile haben 134 Länder die Visumpflicht für die Bürger mit Reisepaß der Sonderverwaltungsregion Hongkong befreit, und bis Ende 1997 waren es lediglich 44 Länder.
  • Im laufenden Jahr liegen 1,840 Anträge von den in Hongkong lebenden ausländischen Bürgern für den Erwerb eines Hongkong-Reisepasses vor, vor 10 Jahren waren es nur 30 Anträge.
  • Der Umfrage der Universität Hongkong Mitte April 2007 zufolge haben 81% der Befragten in Hongkong Vertrauen für die Zukunft von Hongkong, 89% für die Zukunft vom Mutterland, jeweils der höchste Wert seit 1997; 78% der Befragten äußern sich zuversichtlich für den Grundsatz „ein Land - zwei Systeme", auch das beste Ergebnis seit 1993; 63% haben Vertrauen gegenüber der Hongkonger Regierung und 58% gegenüber der Pekinger Regierung, jeweils eine Steigerung um 13 bzw. 17 Prozentpunkte im Vergleich zum Ergebnis vom Jahr 1992. Wenn ich Bundeskanzlerin oder Vize-Bundeskanzler wäre, müßte ich manchmal schon die o. g. Zahlen ein bißchen beneiden.

Meine Damen und Herren,

10 Jahre sind ein ganz kurzes historisches Moment. Die grundlegende Zielsetzung der Zentralregierung in Peking in Bezuf auf Hongkong-

Politik, wie der Staatspräsident Hu Jintao vor 6 Tagen in Hongkong zum Ausdruck brachte, kann man in einem Wort zusammenfassen, nämlich „zum Wohle für Hongkong und Hongkonger Mitbürger heute und zum besseren Wohle für Hongkong und Honhkonger Mitbürger morgen", was genau der Ausgangspunkt des Grundgesetzes für Hongkong ist. Heute ist das Stichwort Demokratie eine Mode geworden, während es 10 oder 20 Jahre zuvor nicht der Fall war. Wir Chinesen können und wollen dem auch nicht ausweichen. Wenn Sie die Pressekonferenz im Anschluß an die Volkskongreßtagung im letzten März verfolgt haben, sollten Sie sich bestimmt noch daran erinnern, wie der Ministerpräsident Wen Jiabao zum Thema Demokratie feststellte: „Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Freiheit, Menschenrechte, Gleichgerechtigkeit und Brüderlichkeit sind nicht Privilegien des Kapitalismus, sondern von der ganzen Welt im langwierigen historischen Prozeß gemeinsam gebildete Zivilisationsfrüchte, zugleich auch von der Menschheit gemeinsam erstrebte Werturteile". Ich bin der festen Überzeugung, dass Demokratie in ihrem wahren Sinne eines Tages auch im Reich der Mitte in vollem Umfang realisiert wird; die einzige offene Frage ist, mit welchem Tempo und in welcher Form, und das kann man nur - ausgehend von den konkreten Verhältnissen in China - mit Feingefühl vollziehen.

Meine Damen und Herren,

mit einer nicht ganz ernst gemeinten Frage wollte ich meine Ausführungen beenden. Im Umgang mit den deutschen Geschäftsleuten bin ich einer Fragestellung begegnet: nämlich wieso denn das Wahlrecht während der 156-jährigen Kolonialherrschaft nicht gewährt wurde. Ich habe keine Antwort gefunden, ich habe nur an ein Zitat von Konfuzius gedacht, der vor 2,500 Jahren zufälligerweise genau so formulierte wie die heutige Redewendung im deutschen Volksmund: Was Du nicht willst, daß man Dir tu', das füg' auch Keinem anderen zu!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Suggest To A Friend
  Print