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Grußwort auf der Ausstellungseröffnung für chinesische Seiden aus eigener Sammlung

2007-09-21

 

Haiyan Li, Generalkonsul der VR China in Frankfurt am Main

11.00 Uhr, den 16. 09.2007, Deutsches Textilmuseum Krefeld

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kathstede,

sehr geehrte Frau Prof. Dr. Tietzel,

sehr geehrte Frau Nieter,

liebe China-Freunde,

meine Damen und Herren,

es ist mir eine große Ehre, auf Einladung von Frau Prof. Dr. Tietzel hin ihre schöne Stadt wieder besuchen zu können. Der freundliche Empfang durch Herrn Oberbürgermeister bei meinem Amtsantrittsbesuch im Rathaus am 7. März 2007 bleibt mir noch in frischer Erinnerung. Mein Dank richtet sich insbesondere auch an Frau Nieter, Vositzdende der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Krefeld, die meinen Kontakt mit Krefeld vermittelte und ich vor mehr als 10 Jahren im Stadtarchiv meiner Heimat Qingdao kennenlernte. Heute an dieser Stelle möchte ich im Namen des Generalkonsulats der Volksrepublik China in Frankfurt am Main, welches auch das größte Chinas in Europa ist, meine herzlichste Gratulation zur Eröffnung der Seidenausstellung aus dem „Land des Lächelns" im Deutschen Textilmuseum Krefeld aussprechen.

Meine Damen und Herren,

Textilien haben stets eine sehr bedeutende Rolle in der chinesischen Geschichte gespielt, nicht nur weil China bis heute noch das bevölkerungsreichste Land ist, sondern auch weil die arbeitssamen Chinesen ihren anteiligen Beitrag zur Entwicklung der Textilgewerbe in der Welt geleistet haben. Zur Zeit der Shang- und Zhou-Dynastie (1562-256 v.Chr.) war die Seidenweberei im Reich der Mitte ausreichend entwickelt; während der Frühlings- und Herbstperiode und der Streitenden Reiche (475-221v.Chr.) wurde schon sehr feines Seidengewebe hergestellt. Im Zeitraum von über 2000 Jahren seit der Qin- und Han-Dynastie (seit 221 v.Chr.) genießen die Naturseiden als chinesische Spezialitäten weltweit großes Ansehen. Während der Westlichen-Han-Dynastie (202 v.Chr.-8 n.Chr.) wurde die Handelsstraße, gestartet von der damaligen Hauptstadt Chinas Chang'an, durch Zentralasien, Westasien bis hin zum Mittelmeerraum durch Herrn Zhang Qian als Sonderbotschafter vom Kaiser Hanwudi nach Westen entsandt, bahnbrechend begangen. Und dies ist eben die weltbekannte „Seidenstraße", weil die Seidenprodukte wohl die wertvollsten unter allen Waren transportiert durch diese Handelsstraße westwärts aus China gelten. Was aber für viele noch recht unbekannt ist, ist der Begriff „Seidenstraße", der von dem bedeutenden deutschen Geographen, dem damaligen Präsidenten der im Jahr 1828 gegründeten Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833-1905), stammt. In der Zeit von 1868 bis 1872 war Richthofen siebenmal nach China gereist und insgesamt 13 der allen 18 Provinzen im ehemaligen Reich der Mitte durchbesucht. In seinem ersten Band der 1877 veröffentlichten geographischen Werke „Altas von China" wurde zum ersten Mal die interkontinentale Handelsstraße als „Seidenstraße" benannt. Anläßlich des 100jährigen Jubiläums der Herausgabe des letzten Bandes veranstaltete die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin im Mai 2007 eine Fachausstellung in Bonn, wo Richthofen als Professor an der Universität fungierte. Der Einfluss von Richthofen sowie seine Bedeutung für China ist aber nicht nur im wissenschaftlichen Sinne beschränkt. Seine Forschung über meine Heimatprovinz Shandong und meinen Geburtsort Qingdao hat mittel- oder unmittelbar dazu geführt, daß die Kiaotschou-Bucht als Zielhafen im Jahr 1897 von der deutschen Marine ausgewählt wurde, wo die einzige „Musterkolonie" des Deutschen Reichs bis 1914 gebaut und gepflegt wurde.

Meine Damen und Herren,

am 11. Oktober 2007 jährt sich zum 35. Mal die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten, die ein neues Kapitel der chinesisch-deutschen Beziehungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Vorteils aufgeschlagen hat. In den vergangenen 35 Jahren hatten Textilien und Textilmaschinen in der Struktur des Warenverkehrs zwischen beiden Ländern einen sehr wichtigen Stellenwert. Lange Zeit galten Textilprodukte immer die größte Warengruppe für Export Chinas in die Bundesrepublik, die zwar in den letzten 10 Jahren von den elektronischen Produkten ersetzt wurde, allerdings sind heute noch in der Textilbranche 1,8 Millionen beschäftigt. Gleichzeitig bleibt Deutschland immer das größte Importland Chinas für Textilmaschinen. 25,500 Erwerbstätige in dieser Branche machten im letzten Jahr einen Umsatz von nahezu 4 Mrd. Euro, darunter 3,6 Mrd. Euro exportiert, und 1,014 Mrd. Euro nach China. So besehen hängen die Erhöhung der Qualität von Textilprodukten und die Entwicklung der Textilindustrie in China mit dem deutschen Textilmaschinenbau eng zusammen. Angesichts der volkswirtschaftlichen Gesamtheit und langfristigen Entwicklung gibt es in der heutigen Globalisierung für die immer enger werdende wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland m.E. keinen absoluten Gewinner, auch keinen absoluten Verlierer. Win-Win-Perspektive ist die beste Wahl, und zugleich auch die notwendige Tendenz. „China ist Investitionsland Nr. 1 der deutschen Textilbranche. Bei desolater Wirschaftslage im Inland und schleppender Weltkonjuktur haben sich die Textil- und Bekleidungsexporte nach China glänzend entwickelt", so berichtete die Branchenzeitschrift „textil-mode" vom Gesamtverband Textil+Mode 2 Jahre nach WTO-Beitritt Chinas im Jahr 2001.

Sehr geehrte Frau Direktorin,

zum ersten Mal bin ich im Deutschen Textilmuseum Krefeld. Ich freue mich sehr, kostbare Schätze der uralten Seidenkultur meines Heimatlandes in der traditionsreichen Samt- und Seidenstadt Krefeld vom schon historischen Deutschen Textilmuseum im heutigen Wirtschaftsstandort Krefeld so hervorragend präsentiert bewundern zu können. Tausende von Kilometern und lange Zeiträume liegen der heutigen Veranstaltung wie ein seidener Faden zugrunde. Das Deutsche Textilmuseum in Krefeld, hervorgegangen aus der textilen „Hoch-Zeit" der Stadt Krefeld ist als kunst- und kulturhistorisches Institut nicht nur in Deutschland hochgesehen für seine wissenschaftlich fundierten Ausstellungen und seine konservatorischen Leistungen. Kulturschätze sind kostbares Bildungsgut, daß den Menschen unserer schnellebigen Zeit auch ein beachtliches Wertebewusstsein vermittelt. In der Einladung haben Sie geschrieben, sehr geehrte Frau Direktorin, daß Ihr Museum Seidengewebe aus der Han-Zeit sowie dem 14. Jahrhundert besitzt, insbesondere auch die sehr kostbare „Kesi", was mich unheimlich neugierig macht. Es gibt verschiedene Seiden-Strickereien und Brokate in China. Ich gehe davon aus, daß Ihr Museum alle 4 Arten von den berühmtesten Strickereien aufweist, aber die 3 besten Brokaten vielleicht doch noch unkomplett, nämlich Yun-Brokat, Song-Brokat und Shu-Brokat, wobei Yun-Brokat aus Nanjing am wertvollsten gilt. Yun-Brokat lautet auf Chinesisch YUN-JIN. YUN bedeutet Wolken, JIN heißt schön oder bunt wie die Morgendämmerung. YUN-JIN verfügt über eine Geschichte von mehr als 1500 Jahren. In der Yuan-, Ming- und Qing-Dynastie war YUN-JIN ausschließlich für den kaierlichen Hof hergestellt und verwendet, z.B. für prachtvolle Drachenroben und schöne Aufmachungen und Dekorationen der Konkubinen. In der Qing-Dynastie wurde sogar in Nanjing ein Kaiserliches Amt für Weberei eingerichtet und in der „Hoch-Zeit" befanden sich über 30,000 Webemaschinen in der Stadt. Die einzigartige Technik liegt darin, daß YUN-JIN auf einem speziellen Webstuhl aus Holz, der 4m groß und 5 bis 6m breit ist, von 2 Personen und pro Tag maximal 5 bis 6cm gewebt werden kann. Da das traditionelle Web-Verfahren ausschließlich von menschlichem Gedächtnis abhängt, ist es heute noch durch die modernen Maschinen nicht zu ersetzen. Daher fürchten wir gar nicht, daß dies in Europa nachgeahmt werden könnte, wie es vor 300 Jahren bei dem Porzellan der Fall war. Deswegen brauchen wir auch nicht zum Patentamt nach München zu gehen.

Meine Damen und Herren,

ich habe extra ein Stück YUN-JIN aus Frankfurt mitgebracht, um Ihnen allen zu zeigen, wie schön die Wolken bei Morgendämmerung aussehen. Dieses Stück ist eigentlich ein Geschenk vom Repräsentanzbüro der Provinz Jiangsu in Düsseldorf, Partnerprovinz von NRW, für meine Residenz in Frankfurt. Da die Residenz bis heute immer noch nicht erworben werden konnte, bin ich auf die Idee gekommen, wo diese „Wolken" bei Morgendämmerung am besten platziert werden sollen, damit es von möglichst viel Publikum zu besichtigen und zu bewundern sind. Und der geeigneteste Platz, meine Damen und Herren, ist für mich eben hier in diesem Haus! Bitte sehr, Frau Professor, von heute an befindet sich dieses YUN-JIN aus Nanjing im Besitz des von Ihnen geleiteten Deutschen Textilmuseum Krefeld. Herzlichen Glückwunsch!

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

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