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Hauptrede des Generalkonsul Zhenshun Wen auf der Veranstaltung "Rems Talk"

2011-09-20
Sehr geehrter Oberbürgermeister der Stadt Weinstadt, sehr geehrter Herr Oswald,
sehr geehrter stellvertretender Vorstandssprecher der Volksbank Stuttgart, sehr geehrter Herr Zeisl,
sehr geehrte Bürgermeister und Vertreter der Städte und Gemeinden,  
sehr verehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

guten Abend! Ich bin sehr darüber erfreut, dass mich die Volksbank Stuttgart eingeladen hat, am heutigen RemsTalk teilzunehmen und ich so die Möglichkeit habe, alle Gäste persönlich zu treffen. Als nächstes möchte ich ein wenig die Entwicklungssituation Chinas und die Möglichkeiten für eine deutsch-chinesische Zusammenarbeit vorstellen.

Mit dem Eintritt in das 21. Jahrhundert hat sich der Schwerpunkt der Weltwirtschaft fortwährend nach Osten verlagert und Chinas Bedeutung sich erhöht.

Seit der Öffnung durch die Reformen von 1979 ist die chinesische Wirtschaft im Durchschnitt um 9,8% pro Jahr gewachsen, das BIP pro Kopf hat sich fast verzehnfacht. Im Jahre 2010 hat das BIP Chinas die Höhe von 5,879 Billionen US-Dollar erreicht. Damit überholt China Japan und liegt in der Weltwirtschaft auf Platz 2.

Obwohl wir große Erfolge erzielt haben, gibt es immer noch sehr große Unterschiede beim Vergleich Chinas mit entwickelten Ländern. Das Wirtschaftsvolumen Chinas ist nicht klein, aber bei 1,3 Mrd. Chinesen beträgt das durchschnittliche BIP pro Kopf nur ca. 4300 US-Dollar, das entspricht nur einem Elftel des deutschen BIP pro Kopf. China ist immer noch die Werkbank der Welt, die Industriestruktur ist noch nicht rationalisiert. Sie befindet sich am Ende der internationalen Produktionskette und trägt bei vielen Produkten den arbeitsintensiven Teil. Von "Made in China" hin zu "Created in China" ist es noch ein langer Weg. China verbraucht für sein BIP drei bis viermal soviel Energie wie entwickelte Nationen. Um nur etwa 8% des weltweiten BIP zu erwirtschaften, werden in China 16% des weltweiten Energiebedarfs benötigt. Kurz gesagt, die Entwicklung Chinas ist uneinheitlich, unharmonisch, die Probleme der Nachhaltigkeit noch relativ prominent und die Aufgabe der Entwicklung bleibt kolossal.

Das Hauptproblem mit dem die wirtschaftliche Entwicklung Chinas derzeit konfrontiert ist, ist die Konjunkturüberhitzung und die Inflation. In diesem Jahr ist der chinesische Preisindex für Lebenshaltung ständig angestiegen, im dritten Quartal hat er sogar die 6 Prozentmarke erreicht und befindet sich auf dem höchsten Stand seit 3 Jahren. Die Immobilienpreise verharren auf hohem Niveau. Um die Preise zu stabilisieren und die Lebensgrundlagen der Menschen zu sichern, wird sich die chinesische Regierung jetzt und in Zukunft den dringlichen Aufgaben der makroökonomischen Regulierung und Kontrolle annehmen und diese durch mehrfache Zinserhöhung, die     Einführung von Vorschriften und andere Maßnahmen beim Immobilienkauf zur Bekämpfung der Inflation, dem Senken der Immobilienpreise und dem Verhindern des Zustroms von spekulativen Geldern zustande bringen.

Im März diesen Jahres verabschiedete der Nationale Volkskongress Chinas den zwölften Fünfjahresplan Chinas, welcher die Richtung für die Entwicklung Chinas der nächsten fünf Jahre vorgibt:

Erstens, der Schwerpunkt liegt auf der wirtschaftlichen Umstrukturierung und der Änderung der Art der Entwicklung. Die chinesische Regierung beabsichtigt, das Tempo des Wirtschaftswachstums zu verlangsamen.

Das Ziel für die wirtschaftliche Wachstumsrate wurde auf 7% festgelegt. Dies zeigt, dass sich das Entwicklungskonzept der chinesischen Regierung verändert hat. Es soll mehr Aufmerksamkeit auf die Qualität und Effizienz des Wirtschaftswachstums gelegt werden, so dass die wirtschaftliche Entwicklung umfassender, rationaler und ausgewogener wird.

Zweitens, die Menschen sollen an den Früchten der Entwicklung teilhaben können. Das soziale Sicherheitssystem wird verbessert, um den Lebensstandard der Bevölkerung zu schützen und zu verbessern.

Drittens, mit großer Kraftanstrengung werden wir die Green Economy und den Umweltschutz vorantreiben, die Umweltverschmutzung und den Energieverbrauch verringern und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Einklang mit der Bevölkerung, den Ressourcen und der Umwelt für eine nachhaltige Entwicklung fördern.

Viertens, wir werden die wissenschaftliche und technologische Innovationsfähigkeit fördern. Wir wollen die nationalen Innovationssysteme beschleunigen, uns anstrengen die Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu fördern, damit sich die wirtschaftliche Entwicklung noch mehr auf technologische Innovationen als Motor stützt und wir von einem "Made in China" hin zu einem "Created in China" gelangen.

Sehr verehrte Damen und Herren,

Nächstes Jahr werden wir den 40. Jahrestag der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland begehen. Die bilateralen Beziehungen haben sich nachhaltig entwickelt und das gegenseitige politische Vertrauen hat sich fortwährend vertieft. Ende Juni diesen Jahres kam Premier Wen Jiabao mit 13 Ministern zum fünften Deutschlandbesuch, um gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Vorrunde der deutsch-chinesischen Beratungen der Regierungen abzuhalten. Das ist die erste Einrichtung eines Regierungskonsultationsverfahrens zwischen China und einem europäischen Land. Das ist ein weiterer, neuer Startpunkt für die deutsch-chinesischen Beziehungen.

Wir haben in den letzten Jahren starken Zuwachs im Handelsvolumen zwischen Deutschland und China verzeichnet. Im vergangenen Jahr hat das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland mehr als 140 Mrd. US-Dollar betragen, dies ist eine Steigerung von 34,8%. Im ersten Halbjahr dieses Jahres erreichte das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland 80,33 Mrd. US-Dollar, das ist ein Plus von 23,2%.

Das Handelsvolumen zwischen China und Deutschland macht bereits ein Drittel des Handelsvolumens von China und der EU aus. China und Deutschland sind für einander der jeweils größte Handelspartner in den spezifischen Regionen. China steht in Deutschland an erster Stelle der großen Importländer und an siebenter Stelle der großen Exportländer. Deutschland ist Chinas größte Technologiequelle innerhalb der EU und einer der größten Direktinvestoren in China.

Die von Deutschen Unternehmen für China entwickelten Investitionskooperationen haben für Chinas Öffnung, Reformen sowie den Modernisierungsprozess eine große Rolle gespielt, gleichzeitig konnten sie auch angemessene Rendite erzielen. Daimler-Benz, Bosch und andere namhafte Unternehmen legen großen Wert auf das China-Geschäft und erhöhen kontinuierlich ihre Investitionen in China. Immer mehr kleine und mittelständische deutsche Unternehmen haben begonnen, ihren Blick auf eine Investition in China zu richten, um mit chinesischen Partnern eine pragmatische Zusammenarbeit von gegenseitigem Nutzen durchzuführen.

Gleichzeitig unterstützt die chinesische Regierung nachdrücklich chinesische Unternehmen dabei, in die Märkte „zu gehen".

Unter dieser strategischen Führung wird Deutschland mit seinem hervorragenden Investitionsumfeld, seinem perfekten Rechtssystem zur ersten Wahl für chinesische Investoren in Europa. Bis zum April 2011 gab es bereits mehr als 2000 Unternehmen mit chinesischem Kapital in Deutschland. Huawei, ZTE, Sany und weitere namhafte Unternehmen haben sich bereits in Deutschland niedergelassen. Nun bin ich sehr erfreut, dass die Harbin Mess- und Schneideinstrumenten-gruppen GmbH sich hier in Weinstadt die Kelch GmbH übernahm und damit den Reihen der Unternehmen mit chinesischem Kapital in Deutschland anschließt.

Zu unser aller Bedauern kann Herr Hualiang Wei heute abend – wie ursprünglich geplant – nicht bei uns sein. Wir wünschen dem Management einen guten Start in Deutschland und einen erfolgreichen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen.  

Sehr verehrte Damen und Herren,

China und Deutschland sind beide große Hersteller- und Exportnationen, nach der Finanzkrise ergänzen sich beide Seiten noch besser und haben noch mehr zusammenlaufende Interessen. Um die bilaterale Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit auf eine noch höhere Ebene zu bringen und eine Gewinnsituation für alle Beteiligten zu schaffen, glaube ich, dass beide Seiten in den folgenden Punkten noch Anstrengungen unternehmen können:

Erstens, Erforschung des Potentials für die Zusammenarbeit und die Erweiterung der Felder der Zusammenarbeit. Maschinenbau, Automobil-, Chemie-, Elektro- und Elektronikindustrie, Transport- und Kommunikationswesen und weitere sind auf lange Sicht wichtige Bereiche der Wirtschafts- und Handelskooperation beider Länder. In Zukunft sollten beide Seiten die gute Zusammenarbeit in diesen Traditionsbereichen weiter festigen und vertiefen. Gleichzeitig sollten beide Seiten den Umfang der Zusammenarbeit kontinuierlich vergrößern, die Kooperationsbereiche erweitern und ausweiten, um neue Wachstumspunkte zu schaffen. Darunter verdient das Kooperationspotential bei Zukunftsbranchen wie neue Energien, neue Materialien, energiesparende, umweltschonende, kohlestoffarme Technologien, Green Economy und weitere besondere Beachtung und Erforschung. In diesen oben erwähnten Bereichen besitzen die Unternehmen Baden-Württembergs fortschrittliche Technologien und wertvolle Erfahrungen, während China einen riesigen Markt und eine große Nachfrage hat. Die Aussichten für eine Zusammenarbeit beider Seiten sind gewaltig.

Zweitens, Fortsetzen der Vergrößerung des Handels- und Investitionsumfangs. Obwohl der Umfang deutscher Investitionen in China relativ groß ist, machen diese nur 2% aller deutschen Investitionen im Ausland aus. Das Investitionsvolumen chinesischer Unternehmen in Deutschland beträgt nur etwas mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Hier gibt es noch ein großes, beiderseitig nutzbares Investitionspotenzial.

China wird weiterhin fortschrittliche ausländische Technologie, Managementerfahrung, Personal von hohem Niveau und notwendiges Kapital einführen und die Liberalisierung und Erleichterung für Handel und Investition fördern. Ausländischen Unternehmen soll eine Inländerbehandlung zuteil werden. Gesetze, Verordnungen und Richtlinien sollen kontinuierlich verbessert, die marktwirtschaftliche Ordnung standardisiert werden, um für Unternehmen einen fairen Wettbewerb, ein stabiles, geordnetes, transparentes und berechenbares Marktumfeld zu gewährleisten.

Drittens, die technische Zusammenarbeit stärken. Deutschland verfügt über fortschrittliche Technologien und benötigt einen breit gefächerten Markt, um diese unterzubringen. China hat einen riesigen Markt und die wirtschaftliche Entwicklung benötigt fortschrittliche Technologien. Wenn man den chinesischen Markt mit den deutschen Technologien kombiniert, kann man nicht nur einen großen "Kuchen" backen und den Nutzen teilen, sondern darüberhinaus in der Zusammenarbeit die gemeinsame Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Bei der Frage des Technologietransfers ausländischer Kooperationspartner nach China, befolgt China von Anfang bis Ende die Regeln des Marktes und der Grundsätze der Freiwilligkeit, um den gegenseitigen Nutzen und gemeinsamen Gewinn der Unternehmen zu fördern. Dazu wird die chinesische Regierung alle Maßnahmen ergreifen, um das geistige Eigentum der ausländischen Unternehmen zu schützen.

Viertens, die Wichtigkeit der Kooperation kleiner und mittelständischer Unternehmen beachten. Das Technologieniveau der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland ist hoch, die Innovationsfähigkeit stark. Die chinesische Regierung legt großen Wert auf die Entwicklung der bilateralen Zusammenarbeit im Sektor der kleinen und mittelständischen Unternehmen. In Zukunft sollen beide Länder gemeinsam eine Modellplattform für kleine und mittelständische Unternehmen errichten, um in Übereinstimmung mit den Richtlinien der Regierung, unter der Führung der Unternehmen und unter Beachtung der marktwirtschaftlichen Prinzipien das Ausmaß der Zusammenarbeit zu vergrößern und das Niveau der Zusammenarbeit zu verbessern. China hat auch einen speziellen Fond eingerichtet, um die Zusammenarbeit zwischen kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen.

Ich freue mich zu sehen, dass die Organisatoren dieses Forums China als Kooperationspartner und nicht als Konkurrenten positionieren. Dies ist auch unser Standpunkt.  Chinas Entwicklung und die Beziehungen mit der Welt sind auf keinen Fall ein Nullsummenspiel.

Ich bin fest überzeugt, dass solange in den chinesisch-deutschen Finanz- und Wirtschaftskreisen das gegenseitige Vertrauen und die aufrichtige Zusammenarbeit weiter gestärkt werden, könnten die chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen noch sehr erfolgversprechend sein.

Ich danke Ihnen!

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